Die Alpen-Initiative verleiht zum 4. Mal den „Roten Teufelsstein“ für besonders unsinnige Transporte. Kurzsichtige ökonomische Argumente stehen beim Strassentransport dem gesunden Menschenverstand immer wieder im Weg. Unnötige LKW-Fahrten sind ein Umwelt- und Gesundheitsrisiko und schädigen die regionale Wirtschaft. Die Alpen-Initiative schlägt Alternativen vor.
In der globalisierten Wirtschaft sind völlig widersinnige Flugtransporte eines der grössten Probleme: Gemüseimporte aus Afrika etwa oder Wein aus Australien und Kalifornien. Aber auch im Binnenverkehr und im Austausch mit den Nachbarländern legen LKWs täglich Tausende von Kilometern mit Transporten zurück, die man vermeiden oder zumindest auf die Schiene verlegen sollte.
Es gibt viele nützliche, sinnvolle Transporte: Sie sollen ein echtes Bedürfnis der Bevölkerung abdecken, die Lebensqualität und soziale Arbeitsbedingungen garantieren und – leider nicht selbstverständlich – alle Normen und Grenzwerte einhalten. Heute wird leider zu viel, zu weit und zu umweltverschmutzend transportiert.
Alpentransitbörse als wertvolles Steuerungsinstrument
Unsinnstransporte rechnen sich nur, weil der Strassenverkehr in Europa seine externen Kosten bei weitem nicht deckt: Schäden an Umwelt und Gesundheit zahlt heute die Bevölkerung mit Steuern und Krankenkassenprämien, statt dass sie in den Produkten integriert sind. Weil so der Transportpreis kaum ins Gewicht fällt, können die Importeure das Lohngefälle bis auf’s Letzte ausreizen. Darum sind Bananen billiger als Äpfel, und Tessiner Naturstein teurer als jener aus China und Brasilien. Nur deshalb verlagern Schweizer Betriebe ihre Fertigung zuerst nach Portugal, dann nach Osteuropa, dann in den Fernen Osten…
Die schweizerische LSVA war ein wichtiger und richtiger Schritt, den andere Länder nachahmen. Um wenigstens die Verlagerung des alpenquerenden Verkehrs auf die Schiene fristgerecht durchsetzen zu können, sind aber weitere Massnahmen unabdingbar. Am vernünftigsten wäre die Einführung der Alpentransitbörse: Plafonierung der Anzahl LKW-Transit-Fahrten und Versteigerung der verfügbaren Fahrten, wobei verschiedene Modelle möglich sind. Auf diese Weise fallen unnötige Transporte am ehesten weg.
Kontrolle bringt gerechtere Wettbewerbsbedingungen
Einen völlig ungerechten Vorteil erhält der LKW-Verkehr durch regelmässige Verstösse gegen Tempo- und Gewichtslimiten, Arbeitszeitvorschriften und mit ungenügendem Unterhalt der LKW. Solche lebensgefährlichen Gesetzesübertretungen verfälschen den Konkurrenzkampf mit der Bahn. Deshalb begrüsst die Alpen-Initiative die Einrichtung von LKW-Kontrollzentren, fordert aber, dass der Bund diese nicht nur 8 Stunden am Tag (wie in Oberrealta) oder nur einige Halbtage pro Woche (wie im Wallis geplant) betreibt.
Regionale Wirtschaft stärken
Eine positive Massnahme ist die Stärkung der regionalen Wirtschaft. Gefragt sind dabei gute staatliche Rahmenbedingungen, die regionale Eigeninitiative und die Information der KonsumentInnen. Diese haben es in der Hand, guten einheimischen Produkten gegenüber weitgereister Ware den Vorzug zu geben. Die Alpen-Initiative bietet im „Alpen-Shop“ lobenswerte Beispiele für eine ökologisch und sozial vorbildliche Produktion an. Und sie macht mit dem Roten Teufelsstein auf eine Problematik aufmerksam, die uns täglich beim Einkauf begegnet.
Fribourg/Freiburg, 14.11.05