14. November 2005

Stefan Ograbek, Erstunterzeichner der Alpen-Initiative im Kanton Graubünden
Lastwagen transportieren Abfall von Süddeutschland in die Kehrichtverbrennungsanlage Trimmis (GR). Umgekehrt schickt der Kanton Graubünden Siedlungsabfälle in die Verbrennungsanlage in Niederurnen (GL). Die mit Abfall voll gestopften Lastwagen und Züge kreuzen sich zwischen Ziegelbücke und Landquart. Solche Transporte sind Unsinn.

Aktivistinnen und Aktivisten der Alpen-Initiative überreichen heute Morgen den Roten Teufelsstein den Verantwortlichen der Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) Trimmis. Die Alpen-Initiative setzt ein Zeichen und übergibt zum vierten Mal die wenig begehrte Trophäe für besonders unsinnige Transporte.

300 km fahren die mit Abfall voll gestopften LKWs aus der Region Stuttgart bis nach Trimmis im Kanton Graubünden. Und 200 km legt der Müll aus den Regionen Lörrach und Waldshut bis nach Trimmis zurück. Seit dem 26. September findet zwei bis drei Mal pro Werktag ein solcher Transport statt in die KVA Trimmis statt. Jährlich werden auf der Strasse auf diesem Weg 10`000 Tonnen Kehricht importiert. Angeblich aus „wirtschaftlichen Gründen“ – aber ohne die Umweltkosten einzurechnen: Die Zunahme des Verkehrs bedeutet mehr Lärm und mehr Abgase.

Die lange Reise der Abfälle
Aber das ist noch nicht alles: In Ziegelbrücke kreuzen sich die Abfalltransporte: Lastwagen transportieren Abfall von Süddeutschland in die KVA Trimmis (GR). Gleichzeitig verschiebt der Kanton Graubünden etwa 20`000 Tonnen Siedlungsabfälle an Trimmis vorbei in die Verbrennungsanlage in Niederurnen GL. Dieser Abfall „reist“ auf verschiedene Wegen ins Glarnerland: über 10`000 Tonnen nehmen den Zug aus dem Oberengadin und anschliessend den Lastwagen, und 9`000 Tonnen nehmen entweder den LKW oder den Zug vom Bündner Oberland bis in den Kanton Glarus. Weiterer „Güsel“ aus dem Kanton Graubünden wird nach Zürich verfrachtet: etwa 500 Tonnen werden vom Münstertal nach Hinwil mit Lastern transportiert. Ab dem nächsten Jahr wird das Misox 1500 Tonnen über Bellinzona nach Zürich per Bahn liefern.

Weiteres Beispiel: Tessin
Das Tessin ist ein weiteres Beispiel für unsinnige Abfalltransporte in der Schweiz: Dieser Kanton exportiert mehr als 110 000 Tonnen Siedlungsabfälle pro Jahr in Kehrichtverbrennungsanlagen im Kanton Zürich und Thurgau. Diese Transporte werden hauptsächlich mit dem Zug durchgeführt. Die Tessiner Abfälle repräsentieren ein bisschen mehr als ein Prozent der Gesamtmenge, die in den Containern durch den Gotthard transportiert werden. Dieses Beispiel zeigt, dass unsinnige Transporte vermieden werden müssen, um unser Güterverkehrsnetz effizient nutzen zu können.

Verfehlte Abfallplanung auf allen Ebenen
Die Alpen-Initiative fordert eine gesamtschweizerische Abfallpolitik und Koordination zur Nutzung der Verbrennungskapazitäten. Folgende Akteure sind aufgefordert, etwas gegen die Unsinntransporte im Abfallwesen zu unternehmen: Der Bund, die Kantone und auch weitere KVAs. Symbolisch und stellvertretend geht der Rote Teufels-stein an die KVA Trimmis.

Roveredo, 14.11.05