23. Februar 2017

Die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage sind überdeutlich: 80 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer wollen, dass jährlich nur noch 650’000 Lastwagen oder weniger durch die Alpen fahren. «Insbesondere Verkehrsministerin Doris Leuthard muss dieses Anliegen der Bevölkerung jetzt zu ihrem Thema machen», sagt Jon Pult, Präsident der Alpen-Initiative. Eine erstaunlich klare Mehrheit erachten es auch als sinnvoll, neue Massnahmen, um die Verlagerung der Güter von der Strasse auf die Schiene zu fördern, umzusetzen. Die Kantone Uri und Tessin, die an der Haupttransitachse Gotthard liegen, drängen noch deutlicher auf eine Reduktion der Zahl der alpenquerenden Lastwagen. Die Umfrage wurde im Januar 2017 im Auftrag der Alpen-Initiative vom Marktforschungsinstitut DemoScope mit insgesamt 1409 Interviewten durchgeführt.

70 Prozent der Befragten wollen am sogenannten Verlagerungsziel von maximal 650‘000 alpenquerenden Lastwagen pro Jahr festhalten. Dieses Ziel ist im Güterverkehrsverlagerungsgesetz festgeschrieben. 10 Prozent möchten sogar noch weitergehen und weniger als 650‘000 erlauben. In den vom Transitverkehr am stärksten betroffenen Kantonen Uri und Tessin sind es sogar rund 90 Prozent, die das Ziel erreichen oder noch verschärfen wollen. Es liege jetzt an Verkehrsministerin Doris Leuthard, dieses Anliegen der Bevölkerung umzusetzen, sagt Jon Pult: «Auch daran wird sie am Ende ihrer Bundesratszeit gemessen werden.»

Mehr zur Umfrage

Sollen neue Massnahmen wie eine Abgabe für Lastwagen am Gotthard eingeführt werden, um die Zahl der alpenquerenden Lastwagen zu senken? Auch die Antworten auf diese Fragen zeigen ein klares Resultat. 68 Prozent waren dafür, nur 26 Prozent dagegen. Nur 6 Prozent wussten keine Antwort. In Uri sind 71 Prozent für neue Massnahmen, im Tessin sind es sogar 82 Prozent. Eindeutig sind auch die Umfrageergebnisse bei der dritten Frage, ob die Schweiz Grenzwerte oder Zertifizierungen für den CO2-Ausstoss bei Lastwagen analog wie bei Autos einführen soll. Total 80 Prozent der Befragten waren für solche Grenzwerte.

Marina Carobbio Guscetti, Nationalrätin und Vizepräsidentin der Alpen-Initiative, lebt im Tessin. Sie weiss um die Sorgen in ihrem Kanton wegen der vielen Lastwagen und der schlechten Luft. Sie sagt: «Es geht uns nicht ums Lastwagenzählen. Es geht uns um die Gesundheit der Menschen, denn insbesondere Kinder und Betagte leiden an den Folgen der schlechten Luft. Und es geht uns auch um den Schutz des knappen Lebensraums in den Alpen sowie die Zukunft eines ökologisch sensiblen und in Europa einzigartigen Gebiets.»

Für Mathias Reynard, Nationalrat aus dem Wallis und Vorstandsmitglied der Alpen-Initiative, hat die Umfrage auch gezeigt, dass die Westschweiz sehr sensibel auf das Thema «Alpenschutz» reagiert. «85 Prozent der Westschweizerinnen und Westschweizer begrüssen die Einführung von CO2-Limiten für Lastwagen, das ist enorm», sagt er. Im Tessin waren es noch mehr, nämlich 90 Prozent! Es sei deshalb sehr wichtig, dass bei den Lastwagen auch die Abgaswerte kontrolliert werden, sagt Mathias Reynard.

Vor kurzem wurde der Skandal aufgedeckt, dass auf Schweizer Autobahnen Lastwagen mit manipulierten Abgasanlagen verkehren, die ein Vielfaches an Schadstoffen ausstossen. Manipuliert wird durch den Einbau von simplen AdBlue-Emulatoren. Die Alpen-Initiative hat vergangene Woche dazu Stellung genommen. Sie fordert den Bundesrat auf, diese Betrügerei zu stoppen, gezielte Kontrollen durchzuführen und das längst in Aussicht gestellte Kontrollzentrum für Lastwagen südlich des Gotthard endlich zu realisieren. Zwei Vorstandsmitglieder der Alpen-Initiative, Mathias Reynard und Regula Rytz, werden dazu im Bundeshaus Vorstösse einreichen.

Die Bevölkerung liebt die Alpen und will sie vor dem Lastwagentransitverkehr schützen. Das zeigt die Umfrage klar. Die Alpen-Initiative hat vor kurzem 10 Massnahmenpräsentiert, mit denen das Verlagerungsziel erreicht werden kann. Diese Massnahmen gehören in den Verlagerungsbericht 2017, den Verkehrsministerin Doris Leuthard Ende Jahr vorlegen muss.

Referate
Jon Pult, Präsident Alpen-Initiative:
«80 Prozent der Bevölkerung wollen, dass weniger Lastwagen als heute durch die Alpen fahren»
Marina Carobbio Guscetti, Vizepräsidentin Alpen-Initiative, Nationalrätin TI: «Das ist ein sehr radikaler Ausdruck des Tessiner Unbehagens über den Lastwagenverkehr»
Mathias Reynard, Vorstand Alpen-Initiative:
«Die Forderung nach CO2-Limiten für Lastwagen unterstützen in der Westschweiz sage und schreibe 85 Prozent»