20. Februar 2009

Der Bundesrat kann mit dem Ausland Verträge über eine Alpentransitbörse abschliessen. Damit ihm das leichter fällt, bereitet die Alpen-Initiative in Österreich den Boden vor und hat einen ÖBB-Zug auf den Namen „Alpentransitbörse“ getauft.

Seit dem Fahrplanwechsel am 14. Dezember 2008 fährt der IC 543 „Alpentransitbörse“ täglich die Strecke Salzburg-Wien. Abfahrt ist um 7:08, in Wien Westbahnhof kommt er um 10:18 an. Dazwischen hält der ÖBB-Zug an acht Orten, unter anderem in Vöcklabruck, Linz oder St. Pölten. In allen Haltebahnhöfen wird der Zugsname „Alpentransitbörse“ ausgerufen. Zudem wird er auf den Zuglaufschildern angebracht und in den Zugsbegleitern aufgeführt, die in den Abteilen aufgelegt werden. Der IC 543 „Alpentransitbörse“ wird für mindestens ein Jahr unterwegs sein.

Zu den ersten Gästen im IC 543 gehörte die Familie Stuefer aus Bischofshofen im Salzburgerland. „Wir haben uns über die Alpentransitbörse Gedanken gemacht und sind zur Überzeugung gelangt, dass in der Schweiz die Verlagerung des LKW-Verkehrs auf die Schiene besser funktioniert als in Österreich. Bei uns fahren viel mehr Lastwagen über die Alpen als in der Schweiz, es steht da etwa 5:1 für die Schweiz. Vielleicht kann durch den Zugsnamen ‚Alpentransitbörse’ ein Umdenken erzielt werden, um früher oder später ein ‚Unentschieden’ zu erreichen“, sagt Christine Stuefer.

In Österreich empfiehlt bereits der VCÖ – der VCÖ ist das österreichische Pendant zum VCS in der Schweiz – die Einführung einer Alpentransitbörse (ATB). Jüngst hat auch die ÖVP Tirol ihrer Schweizer Schwesterpartei CVP geschrieben, sie erachte die ATB als ein „überaus bedeutendes Projekt für die nachhaltige Entwicklung des alpenquerenden Güterverkehrs“. Der neue Tiroler Verkehrslandesrat Bernhard Tilg hat in Zusammenhang mit dem Bau des Brennerbasistunnels eine verbindliche Verlagerungsgarantie auf die Schiene gefordert. Es sei ein Verkehrsmanagement an diesem Korridor nötig, das letztlich in eine Alpentransitbörse münden soll, erklärte er. Auch der derzeitige Präsident der österreichischen Länderkammer, der Vorarlberger Bundesrat Jürgen Weiss (ÖVP), macht sich stark für eine ATB.

Das neue österreichische Regierungsprogramm fordert zudem ein „Verkehrsmanagementsystem zum alpenquerenden Strassengüterverkehr“. Die Regierung Faymann will wie schon Gusenbauer „die Aktivitäten im Rahmen des Zürich Prozesses und eine praktikable Implementierung der Ergebnisse in der EU-Verkehrspolitik gemeinsam mit den anderen Alpenländer fortsetzen“.

Der Verein Alpen-Initiative setzt sich schon seit längerem dafür ein, dass die Alpentransitbörse im gesamten Alpenbogen gefördert wird und die Schweiz rasch eine solche Börse einrichtet. In der Wintersession 2008 hat das eidgenössische Parlament im Güterverkehrsverlagerungsgesetz verankert, dass der Bundesrat mit dem Ausland Verträge für eine Alpentransitbörse abschliessen kann. Die ATB ist laut Studien ein markwirtschaftliches, nicht diskriminierendes und effizientes Instrument. Die Idee einer Alpentransitbörse ist von der Alpen-Initiative im Jahr 2001 in die politische Diskussion eingebracht worden (Postulat 01.3773 Pedrina)