Die Alpen-Initiative hat verkehrspolitisch interessierte Personen aus Frankreich eingeladen, um ihnen die Schweizer Verlagerungspolitik näher zu bringen. Das Interesse war ausgesprochen gross: Parlamentarier und Parlamentarierinnen, der Präsident der Region Rhône-Alpes und mehrere Vize-Präsidenten, Vertreter aus der Wirtschaft und Akademiker sowie Mitglieder von regionalen Parlamenten und Beamte sind in den Kanton Uri gekommen. Mit den Transitrouten am Mont-Blanc und der Vintimille ist Frankreich vom ebenfalls besonders vom Schwerverkehr auf der Strasse betroffen.
Auf der zweitägigen Reise vom 29. bis 30. September besuchten die französischen Teilnehmenden das Schwerverkehrskontrollzentrum in Ripshausen bei Erstfeld (UR), das grösste Zentrum Europas, sowie die Baustelle des Gotthard-Basistunnels. In Vorträgen durch z.B. Hans-Peter Wessels, Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt, der AlpTransit, der SBB Cargo und des Kantons Uri wurden dem Besuch aus Frankreich die Eckpfeiler der Schweizer Verkehrs- und Verlagerungspolitik präsentiert.
Die Alpen-Initiative hat den Vertreterinnen und Vertretern ausserdem die Alpentransitbörse (ATB) vorgestellt, welche eine effiziente Verlagerung der Gütertransporte auf die Schiene erlauben würde. „Der neue Gotthardbasistunnel alleine, der ja übrigens schon in zwei Jahren aufgeht, führt nicht automatisch zu einer Verlagerung, “ erklärte Laurent Seydoux, Vorstand Alpen-Initiative und Vizepräsident der Schweizer Grünliberalen. Diese Feststellung wurde durch eine Studie im Auftrag des Bundesrats von 2012 und auch Analysen der Alpen-Initiative bestätigt. „Ohne weitere Massnahmen, wie zum Beispiel einer Alpentransitbörse, wird der Schwerverkehr auf der Strasse in Zukunft zunehmen“, so Seydoux. Die Alpen-Initiative fordert schon lange, dass der Bundesrat die Motionen 12.3330 und 12.3401 umsetzt und endlich ernsthaft mit der EU über die Einführung der ATB verhandelt.
Die Teilnehmenden zeigten sich von den Anstrengungen der Schweiz, den Transitverkehr umweltverträglicher zu machen, beeindruckt. So meinte Michèle Bonneton, Abgeordnete des französischen Parlaments: „Frankreich unternimmt schon länger Anstrengungen für eine nachhaltigere Verkehrspolitik. In vielen Bereichen können wir aber sicherlich von der Schweiz lernen: Zum Beispiel bei den Kontrollen des Schwerverkehrs, oder bei der Internalisierung der externen und sozialen Kosten, wie etwa bei der LSVA.“
Um die Transitproblematik in den Alpentälern von Mont-Blanc bis zum Brenner zu entschärfen, braucht es aber eine stärkere Zusammenarbeit der Alpenländer und -regionen. Claire Simon, welche für die Internationale Alpenschutzkommission CIPRA an der Reise einen Vortrag hielt, sagte: „Lastwagen und Züge machen nicht an nationalen Grenzen halt. Informationsreisen wie diese sind enorm wichtig, um wichtigen Repräsentantinnen und Repräsentanten die Verkehrssituation in den Alpentälern zu zeigen und Lösungen des Problems zu präsentieren. Denn für die Verlagerung braucht es mehr als ‚Hardware‘ – die Basistunnel – es braucht auch die ‚Software‘, wie die Alpentransitbörse.“