In einem gemeinsamen Aufruf fordern mehr als 30 nationale und regionale Organisationen Bundesrat und Parlament auf, am Gotthard auf eine zweite Strassenröhre zu verzichten und die Sanierungszeit mit einem Ersatzangebot auf der Schiene zu überbrücken. Diese gut 30 Organisationen hatten bereits 2004 erfolgreich gegen den Avanti-Gegenvorschlag und damit eine zweite Strassenröhre am Gotthard gekämpft.
In ihrem Appell machen die Organisationen klar, dass sie eine Abänderung des Alpenschutzartikels in der Bundesverfassung oder des dazu gehörigen Strassentransitverkehrsgesetzes mit allen demokratischen Mitteln bekämpfen werden. „Der Volkswille und die Verfassung dürfen nicht unter dem Vorwand der Sanierung umgangen werden“, sagt Alf Arnold, Geschäftsführer der Alpen-Initiative.
Die Organisationen weisen in ihrem Aufruf darauf hin, dass es der Bau einer zweiten Strassenröhre faktisch unmöglich macht, die Transitstrassenkapazitäten langfristig gemäss Verfassung begrenzt zu halten. Es ist stark zu befürchten, dass der dritte und der vierte Fahrstreifen bald freigegeben werden. „Die Folge wird sein, dass die A2 von Basel bis Chiasso für den Lastwagentransitverkehr an Attraktivität gewinnt. Das erhöht das Risiko für schwere Unfälle und untergräbt die vom Volk mehrfach bestätigte Verlagerung des Güterverkehrs von der Strasse auf die Schiene“, sagt Caroline Beglinger, Bereichsleiterin Verkehrspolitik beim VCS.
Der Bund hat in verschiedenen Studien nachgewiesen, dass der Gotthard-Strassentunnel ohne vorgängigen Bau einer zweiten Röhre saniert werden kann. Ein leistungsfähiges Ersatzangebot auf der Schiene für Autos und Lastwagen kann dafür sorgen, dass der Verkehr weiter fliesst und das Tessin gut mit der übrigen Schweiz verbunden bleibt. Ab 2016 wird zudem der Gotthard-Basistunnel für einen Quantensprung im alpenquerenden Personen- und Güterverkehr sorgen. „Es kann doch nicht sein, dass die Schweiz ihr neues Bahnangebot sofort mit einer zusätzlichen Strassenröhre untergräbt und der EU das verheerende Signal sendet, dass es der Schweiz mit der Verlagerung auf die Schiene doch nicht so ernst ist“, sagt Giorgio Tuti, Präsident der Gewerkschaft Verkehrspersonal SEV.
Begründet wird die Ablehnung einer zweiten Gotthard-Röhre auch damit, dass das Ersatzangebot auf der Schiene rund 1 Milliarde Franken weniger kostet, es in der Schweiz viel wichtigere Verkehrsprojekte zu finanzieren gilt und die Sicherheit laut Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) kaum erhöht werden kann.
Den Aufruf unterzeichnet haben unter anderem Alpen-Initiative, VCS Schweiz, WWF Schweiz, Greenpeace Schweiz, Pro Natura, SEV-Gewerkschaft des Verkehrspersonals, Kaderverband des öffentlichen Verkehrs (KVöV), Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz, Pro Bahn, Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz, Schweizerische Energiestiftung SES usw.
Kontakt:
Alf Arnold, Geschäftsführer Alpen-Initiative, 079 711 57 13
Caroline Beglinger, Bereichsleiterin Verkehrspolitik VCS, 079 310 11 86
Giorgio Tuti, Präsident SEV, 079 221 45 64
Der Appell mit der Liste der unterzeichnenden Organisationen.