Die CVP-Politikerin Barbara Schmid-Federer hat im Nationalrat gegen die 2. Gotthardröhre gestimmt. Sie ist in guter Gesellschaft: Die CVP-Frauen hatten sich bereits 2013 gegen die 2. Röhre ausgesprochen. Das Gesetz, dass bei vier Spuren immer nur zwei benutzt werden, hält sie für nicht ausreichend, um den Alpenschutz zu garantieren.
tob. Frau Schmid, Sie haben bei der Abstimmung des Nationalrats im Herbst 2014 als Vertreterin der CVP gegen eine 2. Strassenröhre am Gotthard gestimmt. Sind Sie da in Ihrer Partei und in der Fraktion nicht unter Druck geraten?
Natürlich gab es Bemerkungen. Auf der anderen Seite gab es aber auch zahlreiche Zustimmungsmails von CVP-Mitgliedern und Mitgliedern anderer bürgerlicher Parteien, die mir gratuliert haben. Es gibt ja inzwischen sogar im Kanton Tessin ein breit abgestütztes bürgerliches Komitee mit CVP-Mitgliedern gegen die 2. Röhre. Doch hier geht es nicht um eine Auseinandersetzung zwischen Links und Rechts, sondern um eine glaubwürdige Verkehrspolitik und die Frage, wo richtigerweise die Prioritäten gesetzt werden.
Wie viel Rückhalt haben Sie durch die CVP-Frauen Schweiz erhalten, welche sich ja bereits im Sommer 2013 gegen den Bau einer 2. Röhre ausgesprochen haben?
Bei der Parolenfassung der CVP-Frauen war ich nicht anwesend, aber es freut mich natürlich zu wissen, dass sie meine Meinung teilen.
Welche persönlichen Gründe haben Sie zu Ihrer ablehnenden Haltung bewogen?
In der Bundesverfassung steht, dass wir in Verantwortung gegenüber der Schöpfung handeln sollen. Für mich wird dieses Anliegen in dem vom Volk gutgeheissenen Alpenschutzartikel verwirklicht. Es ist absehbar, dass zwei Röhren irgendwann vierspurig befahren werden. Dann verletzen wir diesen so wichtigen Auftrag des Volkes, den Schwerverkehr auf die Schiene zu verlagern.
In Ihrem Lebenslauf schreiben Sie, dass Sie sich in den Schweizer Bergen am wohlsten fühlen. Was fasziniert Sie an der Bergwelt?
Berge sind für mich Ausdruck dafür, dass es Ewiges, Bleibendes gibt. Deshalb müssen wir ihnen besonders Sorge tragen.
Wie begründen Sie politisch und sachlich Ihr Nein zur 2. Röhre?
Wir investieren Milliarden in die NEAT zur Verlagerung des Schwerverkehrs von der Strasse auf die Schiene. Da kann es doch nicht sein, dass neben der NEAT der Strassentransit ausgebaut und damit dem Schwerverkehr noch ein roter Teppich auf der Strasse ausgelegt wird. So untergraben wir die ganze vom Volk immer wieder geforderte Verlagerung auf die Schiene. Auch finanzpolitisch ist die Vorlage mit einer 2. Röhre Unsinn. Es gibt kostengünstigere Sanierungsvarianten für den Gotthardtunnel, die auch immer die Erreichbarkeit des Tessins gewährleisten. In der heutigen Diskussion wird völlig ausgeblendet, dass wir mit der NEAT aber 2016 eine Schnellverbindung ins Tessin haben.
Wie sehen Sie den Gotthard als Zürcherin? Mit 17’000 Fahrzeugen pro Tag ist der Gotthard ja im Vergleich mit den Frequenzen auf den Autobahnen rund um Zürich eine unwichtige Verkehrsverbindung.
In den Städten und Agglomerationen erleben wir tagtäglich, wo die wahren Verkehrsprobleme liegen. Diese sind prioritär anzupacken. Jeder überflüssig investierte Franken am Gotthard fehlt für die Lösung der wirklichen Probleme. Denn ein Franken kann nur einmal ausgegeben werden.