21. November 2011

Durch die Sperrung des Gotthard-Strassentunnels wird das Tessin nicht isoliert. Dennoch versuchen die Befürworter einer 2. Röhre, mit genau diesem Argument Stimmung zu machen. „Das ist eine künstliche Dramatisierung“, sagt der Tessiner Nationalrat Fabio Pedrina, Präsident der Alpen-Initiative. Eine 2. Röhre würde die Verlagerungspolitik definitiv sabotieren. Ohne 2. Röhre aber besteht die grosse Chance, die Verlagerung auf die Schiene endlich umzusetzen.

2016 wird der neue Bahntunnel am Gotthard eröffnet. Er wird das Tessin besser an die Deutschschweiz anbinden und die Reisezeiten massiv verkürzen. Der Tessiner Regierungsrat Marco Borradori erklärte jüngst, er sei überzeugt, dass die Neat «sämtliche Prognosen und die rosigsten Aussichten» übertreffen wird. „Genau diese Aussichten blenden Borradori und die Anhänger einer 2. Strassenröhre jetzt mutwillig aus“, sagt Fabio Pedrina.

Nach der Eröffnung des Basistunnels muss der Strassentunnel saniert werden. Die Alpen-Initiative hat wiederholt gefordert, dass die Arbeiten nur in den verkehrsarmen Wintermonaten durchgeführt werden. Im Sommerhalbjahr soll der Tunnel offen bleiben. „Die Eisenbahn hat nach der Eröffnung des Basistunnels genügend Kapazitäten, um während der Sperrzeiten des Strassentunnels den Verkehr mit Bahnverladen für Autos und Lastwagen aufzunehmen“, sagt Alf Arnold, Geschäftsführer der Alpen-Initiative. Falls dem Tessin oder dem Kanton Uri trotzdem wirtschaftliche Nachteile erwachsen, so seien diese gezielt zu entschädigen. Was die wirtschaftlichen Folgen der Sperrung konkret betrifft, wartet die Alpen-Initiative auf die Resultate der SECO-Studie, die Bundesrätin Doris Leuthard in Auftrag gegeben hat.

Für Fabio Pedrina ist klar, was eine 2. Röhre langfristig bringt: „Die EU-Transporteure warten nur darauf, dass die Schweiz die Schleusen für die Lastwagen öffnet.“ Schon heute ist der Verkehr auf der Nord-Süd-Achse in den Agglomerationen an den Kapazitätsgrenzen, im Tessin besonders im Abschnitt zwischen Lugano und Mendrisio. Es gehe, so Pedrina, den Raddoppisti, also den „Röhren-Verdopplern“ mit ihrem Gespenst der Isolation des Tessins nur darum, mit einem Trick die Demokratie auszuhebeln und eine 2. Röhre gegen Verfassung und Volkswillen durchzudrücken.

Kontakt
Alf Arnold, Geschäftsführer Alpen-Initiative, Altdorf, 079 711 57 13
Fabio Pedrina, Präsident Alpen-Initiative, Airolo, 079 249 29 42

So ist der Kanton Tessin mit der übrigen Schweiz verbunden:
Strasse:

Nufenen-Passstrasse Airolo – Ulrichen (nur Sommer)
Gotthard-Passstrasse A2 Airolo – Andermatt (nur Sommer)
Gotthard-Strassentunnel A2 Airolo – Göschenen (ganzjährig)
Lukmanier-Passtrasse Biasca – Disentis (ganzjährig)
San-Bernardino-Passtrasse (nur Sommer)
San-Bernardino-Tunnel A13 (ganzjährig)
Simplon-Passstrasse A9 Brig – Italien – Lugano (ganzjährig)
Splügen-Passstrasse Rheinwald – Chiavenna – Lugano (nur Sommer)
Maloja- Passstrasse Engadin – Chiavenna – Lugano (praktisch ganzjährig)
Schiene:

Gotthard-Bergstrecke mit Scheiteltunnel Airolo – Göschenen (ganzjährig)
Gotthard-Basistunnel Bodio – Erstfeld (ab Dezember 2016, eine Stunde Fahrzeitverkürzung)
Simplontunnel Brig – Iselle (nach Lugano via Gallarate und die neue Bahnstrecke Varese – Mendrisio ab Dezember 2013 ein Stunde Fahrzeitverkürzung)