26. Oktober 2000

Das Verkehrsprotokoll der Alpenkonvention nimmt die Zielkurve. Noch dieses Jahr unterzeichnen die Umweltminister der Alpenländer dieses Vertragswerk. Die 8 Unterzeichnerstaaten und die EU verpflichten sich damit zur Umsetzung einer umweltschonenden Verkehrspolitik. Ein wirkungsvoller Schutz der Alpen ist eine der vordringlichen Aufgaben der Zukunft, die Verkehrs- und Umweltbelastungen in den Alpen sind heute immens und werden immer unerträglicher. Zeitgleich versucht die Avanti-Initiative des TCS den Alpenschutz zu torpedieren. An der Medienorientierung vom 26. Oktober in Bern informiert CIPRA Schweiz über die neuesten Entwicklungen und die weiteren notwendigen politischen Schritte.

Fast sechs Millionen Lastwagen haben 1998 die Alpen durchquert und dabei 81,4 Millionen Tonnen Güter transportiert – eine unglaubliche Leistung aber auch eine unglaubliche Belastung für Mensch und Natur im Alpenraum. In der Schweiz benutzen über drei Viertel aller Reisenden das Auto, weniger als ein Viertel den Zug, den Bus oder das Schiff. Ein Drittel des schweizerischen Endenergieverbrauchs fliesst in den Verkehr, 77% davon verpufft auf der Strasse, 20% im Luftverkehr und nur 3% werden von der Bahn verbraucht. Die Bewohnerinnen und Bewohner der Alpentransittäler bekommen das täglich zu spüren. Luftbelastung, Lärm und Flächenverbrauch schädigen ihre Gesundheit und Umwelt ganz erheblich. Die Tendenz ist weiterhin steigend – von Jahr zu Jahr werden mehr Güter transportiert, queren mehr Last- und Personenwagen die Alpen. Der gefährlichste Vorstoss in Sachen Strassenverkehr kommt demnächst von der Avanti-Initiative des TCS, sie fordert eine zweite Strassentunnelröhre am Gotthard und den Ausbau der A1 auf sechs Spuren. Die Avanti-Initiative missachtet sowohl den schweizerischen Alpenschutzartikel als auch das Verkehrsprotokoll der Alpenkonvention. Artikel 11 Absatz 1 des Verkehrsprotokolls besagt „die Vertragsparteien verzichten auf den Bau hochrangiger Strassen für den alpenquerenden Verkehr“. Dazu Fabio Pedrina, Nationalrat und Präsident der Alpen-Initiative „Die Avanti-Initiative stellt die Errungenschaften von Alpenkonvention und Alpen-Initiative durch vorbehaltlosen Strassenbau wieder in Frage. Der Sinn und die Rentabilität der Investitionen in die Bahninfrastruktur werden aufs Spiel gesetzt. Bei der Avanti-Initiative handelt es sich im besten Fall um eine Stauverschiebungs-Initiative, die an anderen Orten wieder einen Ausbaubedarf schaffen wird. Die Umwelt und die Gesundheit der Bevölkerung werden noch mehr beeinträchtigt.“ Die CIPRA Schweiz, unter Federführung der Mitgliedsorganisationen Alpen-Initiative und Verkehrs-Club der Schweiz (VCS), kämpft aktiv für die Umsetzung des Verkehrsprotokolls: Kostenwahrheit durch die Einführung einer europaweiten leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA), Verlagerung des alpenquerenden Schwerverkehrs von der Strasse auf die Schiene, Verkehrsvermeidung durch Förderung von regionalen Kreislaufwirtschaften, Verlagerung des touristischen Verkehrs auf öffentliche Verkehrsmittel, alpenweite Förderung des öffentlichen Fern-, Regional- und Nahverkehrs.