14. Februar 2017

Untersuchungen der Sendung «Kassensturz» haben die Vermutung bestätigt: Auch in der Schweiz sind Lastwagen mit manipulierter Abgasanlage unterwegs. Diese stossen bis zu fünf Mal mehr hochgiftiges Stickstoffdioxid aus als normal funktionierende Lastwagen. Sie gefährden damit die Gesundheit der Bevölkerung und die Umwelt entlang den Transitachsen. Die Alpen-Initiative fordert den Bundesrat auf, diese Betrügerei zu stoppen und gezielte Kontrollen einzuführen.
«Die Untersuchungen in Deutschland und nun auch der Schweiz zeigen, mit welch kriminellen Methoden im Güterverkehr auf der Strasse gekämpft wird», sagt Jon Pult, Präsident der Alpen-Initiative. «Die Konsequenz der Abgas-Manipulation ist, dass die Bevölkerung massiv dreckigere Luft einatmen muss, bloss weil ein paar Transporteure ihre Ausgaben senken wollen.»

> Interview mit Manuel Herrmann, Leiter Alpenschutzpolitik, zum Abgasbetrug bei Lastwagen

Lastwagenkontrollen sind ein wichtiges Element der Schweizer Verlagerungspolitik. Aber bis jetzt werden die Emissionen von Lastwagen nicht kontrolliert. Solange für die Strasse nicht gleiche Wettbewerbsbedingungen wie für die Schiene herrschen, wird es keine Verlagerung des Schwerverkehrs durch den neuen Gotthard-Basistunnel geben. Ausserdem wurde das vom Bundesrat 2003 vorgestellte Konzept zur Intensivierung der Schwerverkehrskontrollen nie ganz umgesetzt.

«Falls die Anzahl der Betrüger etwa gleich hoch ist wie in Deutschland, kann man davon ausgehen, dass rund fünf Prozent aller Lastwagen am Gotthard mit manipulierter Anlage fahren,» sagt Manuel Herrmann, Leiter Alpenschutzpolitik der Alpen-Initiative. Alle manipulierten Fahrzeuge haben moderne Motoren der Klasse Euro V oder Euro VI. Diese Lastwagen zahlten bis Ende letzten Jahres am wenigsten LSVA. «Wegen den Manipulationen aber stossen diese Lastwagen gleich viel Stickstoff aus wie ein Lastwagenmodell aus den Neunziger Jahren. Das bedeutet, dass nicht nur die Umwelt illegal verschmutzt wird, sondern auch, dass der Bund und die Kantone um LSVA-Einnahmen in Millionenhöhe betrogen wurden!», so Manuel Herrmann.

Der Bundesrat muss auf diese Situation umgehend reagieren. Die Alpen-Initiative fordert:

Um die Nutzung von AdBlue-Manipulationsgeräten zu verhindern, braucht es gezielte Kontrollen entlang der Transitrouten und in den Schwerverkehrskontrollzentren. Der Bundesrat soll den Kantonen die nötigen Mittel dafür zur Verfügung stellen und die bestehenden Leistungsvereinbarungen anpassen.
Der Bundesrat muss das Konzept zur Intensivierung der Schwerverkehrskontrollen von 2003 vollständig umsetzen. Insbesondere muss der Bau eines Kontrollzentrums im Tessin endlich vorangetrieben werden, damit auch der Süd-Nord Verkehr kontrolliert wird.
So funktioniert der AdBlue-Betrug:
Neuere Lastwagenmotoren waschen mit Hilfe des Harnstoffs AdBlue die Stickoxide aus den Abgasen. AdBlue kostet auf 100 km rund 75 Rappen. Um dieses Geld zu sparen, werden die Motoren manipuliert, indem sogenannte AdBlue-Emulatoren eingebaut werden. Sie ermöglichen, dass Lastwagen trotz leerem AdBlue-Tank immer noch mit voller Motorleistung fahren können. Vor allem in osteuropäischen Ländern scheint der Einbau von AdBlue-Emulatoren beliebt zu sein. Die Stickoxid-Emissionen der manipulierten Motoren überschreiten den Grenzwert um ein Vielfaches. Stickoxide führen zu geringerem Lungenwachstum bei Kindern, Herz-Kreislauferkrankungen und zu Entzündungen der Atemwege. Stickstoffdioxid gilt in Europa als der gefährlichste Luftschadstoff.
Kontakt
Jon Pult, Präsident Alpen-Initiative, 076 508 16 33
Manuel Herrmann, Leiter Alpenschutzpolitik der Alpen-Initiative, 078 765 61 16