Die Alpen-Initiative betrachtet die geplante Wiedereröffnung des Gotthard-Tunnels für PKW und LKW am 21. Dezember mit grosser Skepsis. Die Entlastung der San Bernadino-Route und der Einsatz von neuen Instrumenten zur Dosierung der Verkehrskapazitäten ist begrüssenswert, wird aber vom UVEK nicht konsequent genug verfolgt. Der neue Schub für die Verlagerung auf die Schiene wird abgewürgt.
Die Verkehrssituation am San Bernardino war untragbar, die Alpen-Initiative unterstützt deren schnelle Entlastung. Dies darf allerdings nicht dadurch geschehen, dass der LKW-Verkehr einfach zurück an den Gotthard verschoben wird. Der Einsatz von Dosierungsmassnahmen für den Schwerverkehr wird von der Alpen-Initiative begrüsst. Einrichtungsverkehr und Sicherheitsabstände sind jedoch keine ausreichenden Mittel. Mit den LKW-Stauräumen auf der A2 wird das Sicherheitsrisiko in die Kantone Tessin und Uri exportiert. Die Alpen-Initiative fordert ein alpenübergreifendes Konzept zur Dosierung der LKW-Transitfahrten nach Sicherheits- und Gesundheitsfaktoren: sofortige Halbierung auf allen Achsen als Richtgrösse (von ca. 25’000 auf 13’000 Transitfahten pro Tag alpenweit). Die grossen brachliegenden Bahnkapazitäten müssen sofort aktiviert werden. Die erlaubten Strassen-Transitfahrten sollen an einer Alpentransitbörse versteigert werden. Damit wird das Landverkehrsabkommens respektiert und mit wesentlichen Inhalten gefüllt: Sicherheit, Verlässlichkeit und Gesundheit. Ein zukunftsweisender Vorschlag der Alpen-Initiative für die Dosierung des Schwerverkehrs ist die Beschränkung für Lastwagen von max. 12 Metern Länge am San Bernardino, Grand St. Bernard und Simplon. Damit werden lange Anhängerzüge und Sattelschlepper, welche die grösste Gefahr darstellen, ferngehalten. Anders als bei einer Einbahnregelung oder einer Ab-standsvorschrift im Tunnel ist für die Transportunternehmen bereits im voraus klar, welche Fahrzeuge passieren dürfen und welche nicht. Die Suche nach Stauräumen erübrigt sich. Die Verlagerungs-Alternativen liegen auf der Hand: Die SBB hat für Anfang 2002 die Erhöhung ihrer Kapazitäten um täglich 2000 LKW-Ladungen auf der Schiene angekündigt. Das entspricht knapp der Hälfte der vormals täglich durch den Gotthard fahrenden Camions. Die dadurch ermöglichte rasche Umsetzung der Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene bekommt aber keine Chance, der Alpenschutzartikel wird boykottiert.