Der Güterverkehr auf der Strasse wird fast ausschliesslich fossil angetrieben. Die Alpen-Initiative hat einen konkreten Plan, den gesamten Güterverkehr bis 2035 klimaneutral zu machen. Dazu müssen wir auch die Bahn stärken.
Seit Jahrzehnten gibt es eine effiziente, von erneuerbarer Energie gespiesene Alternative zum Transport auf der Strasse: den Schienengüterverkehr. Beim Transit von Waren durch die Schweiz konnte der Anteil der Schiene in den letzten Jahren gesteigert werden. Beim Güterverkehr innerhalb der Schweiz sowie beim Import- und Exportverkehr verliert die Bahn jedoch laufend an Terrain. Sie transportierte im Jahr 2000 über 19,4 % dieser Waren, dann sank der Anteil bis 2018 auf rund 15 %. Gleichzeitig stiegen von 1998 bis 2018 die gefahrenen Kilometer der leichten, nicht LSVA-pflichtigen Lieferwagen um 60 %.
Die Perspektiven des Bundes verheissen nichts Gutes. Er geht beim Güterverkehr von einem Wachstum bis 2050 um über 31 % gegenüber 2017 aus. Ohne griffige Massnahmen wird der Güterverkehr Klima und Umwelt noch stärker belasten. Für das Alpenland Schweiz ist das verheerend, denn die Bergregionen sind vom Klimawandel besonders stark betroffen.
Zuerst die Vision
Diese unheilvolle Entwicklung will die Alpen-Initiative stoppen. Sie hat eine Vision für einen klimaneutralen Güterverkehr skizziert. Das heisst konkret:
- Die Menge der transportierten Güter muss markant zurückgehen.
- Deutlich mehr Güter müssen mit der Bahn statt mit Last- und Lieferwagen transportiert werden.
- Die Städte und Agglomerationen brauchen effiziente Logistik-Konzepte und es sind möglichst wenig Last- und Lieferwagen einzusetzen.
Die wirklich notwendigen Fahrten auf der Strasse müssen klimaneutral und möglichst emissionsarm abgewickelt werden. Die Alpen-Initiative verfolgt – wie in der Vergangenheit immer – ein ambitioniertes Ziel. Sie will den gesamten Güterverkehr bis 2035 klimaneutral machen. Unser visionärer Plan umfasst drei Phasen:
Phase 1 (2022 – 2025)
Beim Schienengüterverkehr setzt sich die Schweiz ein verbindliches Verlagerungsziel im Binnen-, Import- und Exportverkehr. Der Bahnanteil soll bis 2030 deutlich gesteigert werden. Der Bund führt zudem ein Fördermodell für den Schienengüterverkehr in der Fläche ein und unterstützt finanziell Innovationen im Schienengüterverkehr wie die digitale automatische Kupplung.
Der Strassengüterverkehr muss sowohl ohne den fossilen Diesel auskommen als auch vermindert werden. Dazu soll die Schweiz für Lastwagen CO2-Neuwagenflottenziele für 2025 und 2030 einführen, wie dies in der EU schon der Fall ist. Gleichzeitig müssen erneuerbare Energie sowie ein flächendeckendes Lade- und Tankstellensystem an den geeigneten Orten zur Verfügung gestellt werden. Rücksendungen von Paketen des Onlinehandels dürfen nicht mehr gratis sein.
Die Schweiz muss die LSVA weiterentwickeln. So sind batterie-elektrische und Wasserstoff-Lastwagen bis maximal 2027 von der LSVA zu befreien. Anschliessend bezahlen sie einen fairen Anteil der externen Kosten, die sie verursachen. Fahrzeuge der Norm Euro 6 müssen stärker belastet werden.
Im Strassengüterverkehr sollen die Tempolimiten gesenkt und Überholverbote eingeführt werden: für Lastwagen auf der Autobahn neu 70 km/h (statt 80 km/h), für Lieferwagen auf der Autobahn neu 90 km/h (statt 120 km/h). Lastwagen sollen auf Autobahnen nicht überholen dürfen.
Phase 2 (2025 – 2030)
Für Lieferwagen soll eine Leistungsabhängige Leichtgüterverkehrsabgabe (angelehnt an die LSVA) eingeführt werden. Ausserdem werden die CO2-Neuwagenflottenziele für Lieferwagen bis 2030 auf null CO2-Emissionen gesenkt.
Regionale, lokale und städtische anbieterübergreifende Logistik-Bündelungszentren sollen mehr Effizienz erzielen und Fahrten vermeiden. Auch elektrische Lastenvelos müssen einen bedeutenden Anteil der Fahrten übernehmen bei der Feinverteilung in Städten und Agglomerationen. Zudem werden emissionsfreie Zonen geschaffen, in denen keine fossile Verbrennungsmotoren zuglassen sind.
Phase 3 (2030 – 2035)
In dieser Phase wird die Klimaneutralität gesichert. So sollen ab 2035 in der Schweiz keine neuen fossilbetriebenen Lastwagen mehr in Verkehr gebracht werden. Ab 2035 werden für den Güterverkehr auf der Strasse zudem keine fossilen Treibstoffe mehr verwendet. Die konventionellen Last- und Lieferwagen, welche noch betrieben werden dürfen, können nur noch mit klimaneutral hergestellten synthetischen Treibstoffen betankt werden.