9. Juli 2024

Online-Bestellung mit Express- oder gar Same-Day-Delivery oder Übernacht-Express-Lieferungen sind in aller Munde. Das bleibt nicht ohne Folgen: Die Päckliflut und mit ihr der Lieferwagenverkehr hat in den letzten Jahren massiv zugenommen. Ein Ende ist nicht in Sicht. Die Alpen-Initiative setzt sich dafür ein, dass der Lieferwagenverkehr insgesamt eingedämmt, rasch dekarbonisiert und in Zukunft weniger schädlich für Umwelt und Gesellschaft wird.

Lieferwagen überall: Der Bestand an Lieferwagen unter 3,5 Tonnen hat seit 2000 um satte 84 % zugenommen. Gemäss Bundesamt für Statistik waren 2022 insgesamt 475’714 Strassengüterfahrzeuge immatrikuliert, davon 421’014 Lieferwagen. Auch die Fahrleistung, also die zurückgelegten Kilometer der Lieferwagen, hat deutlich zugelegt: Von 2000 bis 2022 um + 71 % auf 5,1 Milliarden Fahrzeugkilometer. Die Transportleistung, also die transportierten Tonnen des Lieferwagenverkehrs am gesamten Strassengüterverkehr, ist dagegen sehr bescheiden: Sie beträgt lediglich 5 %. Das bedeutet viele Lieferwagen transportieren wenige Güter. Leider ist keine Besserung in Sicht, im Gegenteil: Gemäss den Verkehrsperspektiven des Bundesamts für Raumentwicklung (ARE) wird die Fahrleistung des Lieferwagenverkehrs bis 2050 nochmals um 58 % zunehmen.

Lieferwagen fast so schädlich wie Lastwagen

Das ARE stellt fest: «Aufgrund der geringen Transportmengen verursachen die Lieferwagen mit 91,5 Rp. / tkm die höchsten externen Kosten» im Güterverkehr. Leider wird rund die Hälfte (52 %) der externen Kosten des Lieferwagenverkehrs nicht gedeckt – sprich von Umwelt und Gesellschaft bezahlt. Bei den Stickoxid- und Feinstaubemissionen (NOx und PM10) auf den Transitachsen haben die Lieferwagen im Vergleich zum Gesamtverkehr einen besonders hohen relativen Anteil. So hält der Verlagerungsbericht 2021 zum Lieferwagenverkehr fest: «Der Anteil an den gesamten NOx-Emissionen im Jahr 2020 ist auf der A2 und der A13 mit 30 % höher als derjenige der schweren Güterfahrzeuge mit 15 %.» Auch für das Klima ist der Lieferwagenverkehr schädlich: Gemäss dem neusten offiziellen Treibhausgasinventar 2022 stösst der Lieferwagenverkehr heute 1,2 Mio. t CO2-Äquivalente aus. Das ist nicht viel weniger als der Lastwagenverkehr mit 1,72. Der Lieferwagenverkehr hat damit einen Anteil von 2,8 % an den gesamten Schweizer Treibhausgasemissionen. Ernüchternd ist auch die Statistik der Schwerverkehrskontrollen im stark wachsenden Lieferwagenverkehr: Jeder dritte in einem Schwerverkehrszentrum kontrollierte Lieferwagen weist Mängel auf, rund jedes zwölfte Fahrzeug muss sogar stillgelegt werden. Das sind erschreckende Zahlen.

Arbeits- und Ruhezeiten im Lieferwagenverkehr verschärfen

Die vom Parlament im Jahr 2022 angenommene Motion Dittli verlangt, dass die Arbeits- und Ruhezeitbestimmungen für Lenkende von Lieferwagen ab 2,5 Tonnen im gewerbsmässigen Strassentransport gleich streng werden, wie für Lastwagen (ab 3,5 Tonnen). Der Bundesrat will diese Ausdehnung nun aber nicht generell, sondern nur für den grenzüberschreitenden Lieferwagenverkehr umsetzen. Das geht der Alpen-Initiative zu wenig weit. Sie fordert, dass die Ausweitung für den gesamten gewerblichen Lieferwagenverkehr gilt, also auch für den Binnenverkehr. Dies haben wir auch in der Vernehmlassung entsprechend eingefordert.

Rezepte dagegen

Doch was kann getan werden? Aus Sicht der Alpen-Initiative fehlen die politischen Rahmenbedingungen, damit dieser Verkehr effizienter, rasch dekarbonisiert und insgesamt weniger schädlich für Gesellschaft und Umwelt wird. Der Lieferwagenverkehr unter 3,5 Tonnen ist heute von der leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe ausgenommen. Er bezahlt also seine hohen externen Kosten, die er verursacht, nicht selbst. Genau eine solche Abgabe wäre notwendig, um Anreize für eine Effizienzsteigerung zu schaffen und Fahrten einzusparen. Ausserdem fordern wir eine sehr rasche vollständige Dekarbonisierung des Lieferwagenverkehrs und die Einführung von ambitionierten CO2-Flottenzielen für Neufahrzeuge. Spätestens ab 2030 sollten keine fossilen Lieferwagen mehr verkauft werden. Die Sicherheit könnte durch bessere Arbeits- und Ruhezeitbedingungen für Lenkende analog zum Schwerverkehr erhöht werden (siehe Info-Box oben). Um die Paketflut einzudämmen, sollten Gratis-Retouren im Online-Handel verboten werden. In Städten und Agglomerationen sollten intelligente ökologische Logistikkonzepte mit koordinierten Touren und der Einsatz von elektrischen Cargo-Velos geprüft und umgesetzt werden.

Pakete aus dem Alpen-Shop reisen hauptsächlich auf der Schiene

Die Verlagerung des Gütertransports auf die Schiene ist ein zentrales Anliegen der Alpen-Initiative, das auch den Gütertransport in der Schweiz betrifft. Die Post transportiert unsere Alpen-Shop-Pakete überwiegend auf der Strasse, ausserdem hat sie leider die Versandbedingungen für kleine Shops wie unseren erheblich verschlechtert. Nach sorgfältiger Prüfung haben wir uns daher entschieden, mit Planzer-Paket zu liefern. Auf diese Weise legen unsere Päckchen durchschnittlich 76 % des Weges auf der Schiene zurück. Vom nächstgelegenen Verteilungszentrum gelangen sie per Lieferwagen zu unseren Kundinnen und Kunden.

Weitere Informationen: www.alpen-shop.ch/versand