Mit einer einzigen Massnahme lässt sich die Luftverschmutzung in den Transitkorridoren über die Alpen massiv verbessern. Zwar gehören nur noch ca. 9 Prozent der Lastwagen, die den Gotthard queren, der Abgaskategorie Euro-0 an. Diese Fahrzeuge verursachen aber 15 Prozent der von den Lastwagen ausgestossenen Stickoxide und 27 Prozent der Partikel.
Dies ergaben Berechnungen, welche die Alpen-Initiative von einem Experten hat erstellen lassen. Die Alpen-Initiative fordert deshalb ein sofortiges Verbot der Euro-0-Lastwagen auf den Transitachsen, wie es in den französisch-italienischen Alpentunnels am Mont-Blanc und Fréjus schon länger gilt. Würden die alten Dreckschleudern durch neuere Fahrzeuge der Kategorie Euro-2 ersetzt, ergäbe sich eine Reduktion der Stickoxide um 5 Prozent und der Partikel um 18 Prozent. Bei einem Ersatz durch Euro-3-Fahrzeuge würde die Minderung gar 8 bzw. 21 Prozent betragen. Damit würde auch ein namhafter und nachhaltiger Beitrag zur Senkung der sommerlichen Ozonbelastung geleistet Tanzfest auf der Riederalp Wie in den Vorjahren beteiligt sich die Alpen-Initiative am Samstag, 14. August, an der gemeinsamen europäischen Aktion „Feuer in den Alpen“, diesmal mit einem feurigen Tanzfest auf der Riederalp (VS). Dabei spielt und tanzt die Tessiner Compagnia Vitale auf der Riederfurka vor der einzigartigen Kulisse des Aletschgebietes. Zwei weitere Feuer der Alpen-Initiative als Zeichen gegen den Transitverkehr brennen in Thusis und in Feldkirch. Wie verändern sich die Schadstoffemissionen entlang der Gotthardautobahn, wenn die alten Lastwagen durch neuere ersetzt werden? 1. Anlass und Zielsetzung Alpentäler entlang von Strassentransitrouten erleiden erhebliche Luftbelastungen. Dabei sind nebst den verkehrsbedingten Schadstoffemissionen auch die durch Topographie und Temperatur-Inversionen behinderte Schadstoffausbreitung beachtlich. Nach der Ein-führung des Katalysators für Ottomotoren entwickelte sich der Güterverkehr zur dominie-renden Schadstoffquelle. In den vergangenen Jahren wurden allerdings auch die Emissi-onsvorschriften (Euro-Emissionsstufen) für schwere Nutzfahrzeugen (SNF) etwas ange-hoben. Die mittlere Lebensdauer eines SNF überschreitet die Zeitspanne aufeinander folgender verschärfter Emissionsstufen erheblich, sodass heute Nutzfahrzeuge ver-schiedenster Emissionsvorgaben zirkulieren. Weil alte Fahrzeuge die Luft besonders stark belasten, stellt sich die Frage, welche Emissionsminderung ein Verbot solcher SNF ergeben würde. Dabei sollte auch abgeschätzt werden, wie diese Minderung ausfallen würdet, wenn diese Fahrzeuge durch solche ersetzt würden, die neueren Emissionsvorschriften genügen. Konkret sollen Fahrzeuge welche nur den Vorschriften der achtziger Jahre entsprechen ( unter „Euro 0“ bekannt) mit solchen die den Vorschriften der neunziger Jahre und folgenden entsprechen ersetzt werden (Euro 1 bis Euro 3). Eine Zusam-menstellung der in der Schweiz zur Anwendung gelangenden Emissionsvorgaben – Euro Stufen sowie frühere nationale FAV- Standards – ist aus der Beilage ersichtlich. 2. Vorgehen 2.1 Verkehrsdaten und Emissionsfaktoren Im Jahr 2003 durchquerten gemäss dem Bundesamt für Raumentwicklung (in Güterver-kehr durch die Schweizer Alpen 2003) 1.004 Millionen schwere Nutzfahrzeuge den Gotthardstrassentunnel, entsprechend einem durchschnittlichen täglichen Werktagsver-kehr (DWV) von 3910 SNF. Über die Zusammensetzung nach Eurostufen sind aktuell nur wenige Informationen verfügbar. Aus Erhebungen der Sezione transporti del Dipartimen-to del territorio del Cantone Ticino vom Sommer 2003 ist bekannt, dass der Anteil alter Fahrzeuge mit dem so genanntem Euro 0 Standard rund 7% beträgt. Eine Verteilung auf Euro 0 bis Euro 4 für das Jahr 2005 kann als Prognose der Schriftenreihe Umwelt Nr. 255, Nachtrag des BUWAL entnommen werden. Diese weist einerseits dem Euro 0 Standard einen vergleichsweise höheren Anteil von 9% und anderseits dem neuen erst ab 2006 verbindlichen Euro 4 Standard einen (hohen) Anteil von 17.8% zu. Für die vor-zunehmende Abschätzung wird diese Verteilung als brauchbar betrachtet. Die auf die Euro-Stufen bezogenen Emissionsfaktoren für NOx und Partikel werden ebenfalls der SRU Nr.255, Nachtrag entnommen. 2.2 Berechnungen Die Berechnungen wurden für die folgenden standardisierten Annahmen und Randbe-dingungen durchgeführt. Es wurde ein horizontaler Autobahnabschnitt von 1 km Länge betrachtet, auf welchem im Jahr eine Million SNF mit verschiedenen Euro Emissionsstu-fen zirkulieren. Für dieses Strassenstück wurden die jährlichen Emissionen von NOx und Partikeln berechnet, ausgewiesen als kg/(km*Jahr). Zuerst wurden die Emissionen be-rechnet, welche sich gemäss der BUWAL Prognose für die Anteile an den verschiede-nen Euro Stufen ergaben. Dann wurde die Schadstoffabnahme ausgewiesen, die sich durch die Substitution von Euro 0 Fahrzeugen mit Euro 2 und Euro 3 ergaben. Diese Be-rechnungsart erlaubt Abschätzungen für längere Strassenstücke, andere Verkehrsmengen und andere Strassensteigungen. 3. Ergebnisse Die Berechnung ergab für das Jahr 2005 folgendes Ergebnis: Auf einem 1 km langen Autobahnstück mit einem Verkehrsaufkommen entsprechend je-nen am Gotthard (1 Million SNF pro Jahr) ist für 2005 mit Stickoxid Emissionen von 5.9 Tonnen pro Jahr und mit Partikel-Emissionen von 0.2 Tonnen pro Jahr zu rechnen. Die 9% der alten Fahrzeuge verursachen dabei 15 % der Stickoxide und mehr als ein Viertel der Partikel (27%). Eine Substitution durch Euro 2 Fahrzeuge ergäbe Reduk-tionen von 5% bzw. 18%. Eine durch Euro 3 Fahrzeuge ergäbe noch eine etwas stärkere Minderung von 8% bzw. 21%). Für Strassenabschnitte mit erheblichen Steigungen (z.B. oberes Reusstal) erhöhen sich die Emissionen beträchtlich. So findet man für 4% Steigung und gleiche Verkehrszu-sammensetzung für NOx und Partikel Werte von rund 10 bzw. 1/3 Tonne pro km und Jahr. Die prozentualen Aenderungen bei der Substitution der Euro-0-Fahrzeuge bleiben hingegen unverändert. Der mit weniger als 10% geringe Anteil an alten Fahrzeugen belastet die Umwelt ver-gleichsweise stark, insbesondere bezüglich der Partikel, wo er noch ein Viertel der Belas-tung ausmacht. Eine Substitution durch neuere Standards (Euro 2 bzw. Euro 3) würde diese Emissionen um rund einen Fünftel reduzieren. Die Stickoxide würden ebenfalls – wenn auch in geringerem Masse – abnehmen (5 bzw. 8%). Aus der Sicht der Luftreinhaltung und insbesondere mit Blick auf die Bewohner von Alpentälern mit Strassentransitverkehr ist eine schnelle Elimination der alten Nutzfahrzeuge anzustreben. Diese kann, wie von der Alpen-Initiative gefordert wurde, mit einem Verbot von Euro-0-Fahrzeugen analog der italienisch-französischen Regelung für den Mont Blanc- und den Fréjus-Tunnel erreicht werden. Mit der vom Bundesrat be-schlossenen Erhöhung der emissionsabhängigen LSVA auf Anfang 2005 kann dieses Ziel längerfristig erreicht werden. Ergänzend sollte die Gewährung von Ausnahmebewilligungen für wirklich unverzichtbare Nachttransporte von der Einhaltung hoher Emissionsstandards (mindestens Euro 3) abhängig gemacht werden. Dies macht speziell in den Alpentälern Sinn, wo nachts die Ausbreitungsbedingungen für Luftschadstoffe nachgewiesenermassen besonders schlecht sind. Dr. sc. techn. Franz Akermann / Zug, 12.8.04