Auch der Güterverkehr muss seinen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten. Soll dies gelingen, muss die Zahl der alpenquerenden Lastwagen drastisch reduziert werden: von heute 1 Million Lastwagen auf unter 600‘000. Das hat eine Studie errechnet, welche die Entwicklung des alpenquerenden Schwerverkehrs in Beziehung setzt zu den Klimazielen des Bundes. «Das heute geltende Verlagerungsziel von 650‘000 alpenquerenden Lastwagen darf also nicht nach oben angepasst werden, wie das der Bundesrat möchte, sondern muss noch restriktiver werden», erklärte Jon Pult, Präsident der Alpen-Initiative, am Montag vor den Medien in Bern.
Ein Drittel des Klimagases CO2, das in der Schweiz in die Luft gelangt, wird vom Verkehr verursacht. Beim alpenquerenden Güterverkehr stammen 95 Prozent des CO2 von den Transporten auf der Strasse. CO2 trägt direkt zur Erwärmung des Klimas bei. Um diese zu stoppen, hat der Bundesrat die Klimaziele bis 2050 definiert. Auch der Güterverkehr muss seinen Beitrag leisten. Für den alpenquerenden Güterverkehr auf der Strasse bedeutet dies:
Das Verlagerungsziel, wie es von der Verfassung vorgegeben und im Gesetz verankert ist, muss bis 2020 erreicht sein. Das heisst, 2020 dürfen maximal 650‘000 Lastwagen pro Jahr die Schweizer Alpen durchqueren.
Um die Schweizer Klimaziele bis 2050 zu erreichen, müsste die Zahl der alpenquerenden Lastwagen auf 585‘000 bis 279‘000 reduziert werden, je Entwicklung der Technik, respektive des CO2-Ausstosses der Lastwagen.
Diese Szenarien hat eine Studie berechnet, welche die Alpen-Initiative in Auftrag gegeben hat. Die Resultate sind in zweierlei Hinsicht bedeutsam. Einerseits wird der Bundesrat voraussichtlich am 4. Dezember 2015 den Verlagerungsbericht 2015 veröffentlichen. Andererseits beginnt Ende Monat die Klimakonferenz in Paris, an der auch Verkehrs- und Umweltministerin Doris Leuthard teilnehmen wird.
Die Alpen-Initiative leitet aus den Ergebnissen der Studie klare Forderungen ab. Die Schweiz muss am Fahrtenziel von maximal 650‘000 alpenquerenden Lastwagen festhalten. Zudem muss der Bundesrat die LSVA endlich auf das erlaubte Maximum erhöhen und der Teuerung anpassen. Beides ist mit den Bilateralen Verträgen zwischen der Schweiz und der EU vereinbar. Heute zahlt ein Transit-Lastwagen, der die Strecke Basel-Chiasso fährt, durchschnittlich 50 Franken zu wenig. Die Alpen-Initiative fordert zudem die Einführung von CO2-Limiten für Lastwagen. «Die Transportlobby macht ihre Gewinne auf Kosten des Klimas», sagte Laurent Seydoux, Vorstandsmitglied der Alpen-Initiative in Bern. Und für Regula Rytz, ebenfalls Vorstandsmitglied der Alpen-Initiative, ist klar: «Es gibt keine Energiewende ohne Verkehrswende.»
«Jetzt, wo die Eröffnung des längsten Bahntunnels der Welt am Gotthard bevorsteht, wäre es nicht nur klimapolitisch verheerend, am Gotthard eine 2. Strassenröhre zu bauen», sagt Jon Pult: «Die Folge wäre eine massive Rückverlagerung der Gütertransporte auf die Strasse und damit eine weitere dramatische Erhöhung des CO2-Ausstosses.»
Kontakt
Jon Pult, Präsident Alpen-Initiative, 076 508 16 33
François Périllon, unabhängiger Städteplaner und Verkehrswirtschaftsexperte,
Autor der Studie, Lausanne, 076 386 37 93
Regula Rytz, Vorstand Alpen-Initiative, Nationalrätin BE,
Co-Präsidentin Grüne Schweiz, 079 353 86 38
Laurent Seydoux, Vorstand Alpen-Initiative,
Vize-Präsident GLP Schweiz, GE, 079 203 74 05
Referate
Jon Pult, Präsident Alpen-Initiative
François Périllon, Autor der Studie
Regula Rytz, Vorstand Alpen-Initiative
Laurent Seydoux, Vorstand Alpen-Initiative
Studie:
«Klima-Auswirkungen des alpenquerenden Schwerverkehrs in der Schweiz : Bilanz und Szenarien» (pdf)
Zusammenfassung der Studie