18. März 2013

Mit innovativen Konzepten schaffen die Bahnen auch am Gotthard neue Möglichkeiten für den Gütertransport. So verkehren seit kurzem zwischen Oensingen SO und Stabio TI die Pendelzüge des Coop-Unternehmens railCare. Auch SBB Cargo setzt solche Linienzüge ein und plant eine Shuttle-Verbindung ins Tessin.

tob. Am Anfang stand bei Coop das Ziel, bis ins Jahr 2023 weitgehend CO2-neutral zu werden. Die Reduktion des Schadstoffausstosses der Lastwagen spielt dabei eine wichtige Rolle. So will der Detailhändler seine Waren künftig weniger weit mit Lastwagen transportieren und vermehrt die Bahn nutzen. Auch SBB Cargo setzt in der Schweiz auf den kombinierten Verkehr mit Shuttlezügen und Wechselbehältern, die sowohl auf Lastwagen als auch auf Bahnwagen transportiert werden können. Damit können Millionen von Transportkilometern auf Schweizer Strasse vermieden werden. Dies, obwohl die Strecken im internationalen Vergleich eher kurz sind.

Die Coop-Tochter railCare betreibt unterdessen mehrere Verbindungen mit Shuttlezügen. Sie fahren auf der Ost-Westverbindung von Felsberg GR nach Daillens VD und zurück. Sie verkehren auch zwischen dem Mittelland und dem Wallis durch den Lötschberg. Seit Dezember 2012 bedienen die Züge nun auch die Strecke zwischen Oensingen SO und Castione im Südtessin. Sie haben Frischwaren und anderes für die Tessiner Coop-Filialen dabei. Die Behälter werden in Castione auf Lastwagen umgeladen, die für die Feinverteilung sorgen. Der Zug fährt dann weiter nach Stabio an der italienischen Grenze. Dort werden Früchte- und Gemüsecontainer aus Italien vom Lastwagen auf die Bahn umgeladen, bevor der Shuttlezug nach Oensingen zurückfährt.

SBB Cargo schickt ihre Shuttlezüge heute zwischen den Umschlagterminals in Dietikon ZH und Renens VD nach fixem Fahrplan hin und her. Es gibt in jeder Richtung zwei Verbindungen pro Tag. SBB Cargo preist ihre Dienstleistung damit an, dass man mit der Nachmittagsverbindung die Staus auf der A1 umfährt und mit der Nachtverbindung auch dann transportieren kann, wenn für die Lastwagen das Nachtfahrverbot gilt. Ebenso verkehrt ein Pendelzug zwischen Neuendorf AG und Gossau SG, der Tiefkühlprodukte der Migros in Wechselbehältern transportiert. Allein damit werden laut SBB Cargo pro Jahr rund 3000 LKW-Fahrten auf der Strasse vermieden. Das Unternehmen will in der Schweiz weitere solche Linien aufbauen, unter anderem eine durch den Gotthard. In Cadenazzo TI hat SBB Cargo bereits das Terminal gebaut, bei dem die Lastwagen direkt neben die Gleise fahren können. Damit werden die A2 und der Gotthard-Strassentunnel von einem Teil des Lastwagenverkehrs entlastet.

Ähnliche Pläne verfolgt am Gotthard der Verein RailValley. Er möchte Cargo-Pendelzüge mit zwei Hybrid-Loks, Fernsteuerung für den Rangierbetrieb, automatischer Kupplung und integrierter Hub-Technik für den horizontalen Container-Umschlag auf die Schiene bringen.

SBB Cargo und railCare leisten schon heute innerhalb der Schweiz einen wichtigen Beitrag zur Verlagerung des Güterverkehrs von der Strasse auf die Schiene. Das passt gut zu den Zielen der Alpen-Initiative und zum Alpenschutzartikel, der insbesondere die Verlagerung des Transitgüterverkehrs von Grenze zu Grenze verlangt.