Jon Pult – «eines der grössten Talente der Schweizer Politik» – präsidiert seit einem Jahr den Verein Alpen-Initiative.
dw. Seit einem Jahr bist du Präsident der Alpen-Initiative. Wie war dein erstes Amtsjahr?
Sehr interessant – und ich muss zugeben, viel zeitintensiver als ich dachte. Es war schwierig, gleichzeitig in die Fussstapfen von Fabio Pedrina zu treten und die Nachfolge von Alf Arnold zu regeln. Sie waren während Jahren Kopf, Herz und Wirbelsäule der Alpen-Initiative. Ich glaube, es ist gelungen. Das neue Führungsteam funktioniert. Zudem ist es eine schöne Aufgabe, den Alpenschutz zu verkörpern. Der Höhepunkt meines ersten Amtsjahrs war die Einreichung der 125’000 Unterschriften gegen die 2. Gotthardröhre. Das stimmungsvolle Volksfest beim Bundeshaus in Bern hat gezeigt, dass unsere Bewegung nicht nur lebt, sondern hoch motiviert und kampfbereit ist.
Der Blick betitelt dich als «Geheimwaffe», für die NZZ bist du «eines der grössten Talente der Schweizer Politik». Was ist dein Erfolgsrezept?
Dies sind alles Zuschreibungen von anderen – über die ich mich natürlich freue.
So gesund ist mein Selbstvertrauen (lacht). Aber ich hoffe, dass ich die nötige Distanz wahren kann und mir nicht zu viel einbilde, wenn mich die Medien positiv betiteln. Das kann sich bekanntlich ändern.
Auch Viktor Giacobbo bezeichnete dich als «Mann der Zukunft» und lud dich in seine Sendung Giacobbo/Müller ein. Wie war der Auftritt?
Wie der Auftritt war, müssen andere beurteilen. Für mich war es eine grandiose Erfahrung – obwohl ich vor Nervosität fast in Ohnmacht gefallen bin (lacht). Das Studio von Giacobbo/Müller ist eine sehr brutale Anlage. Zuerst sitzt man eine halbe Stunde in einem stillen Kämmerlein, wird immer nervöser, und dann steht man noch zwei Minuten vor einer Holzwand. Wenn man endlich in Richtung Bühne gehen kann, sieht man vor lauter Scheinwerfern gar nichts mehr und muss unglaublich aufpassen, nicht über die Stufe zu stolpern. Und das Härteste: Man hat keine Ahnung, worauf man sich einlässt, weil man sich auf keine Frage vorbereiten kann!
Trotzdem hast du während der Sendung gescherzt, das Attraktivste an der Politik sei es, bei Giacobbo/Müller aufzutreten.
Das Gespräch an sich gefiel mir sehr gut. Das Tempo war hoch, das Diskutieren mit Viktor Giacobbo und Mike Müller hat Spass gemacht. Ich glaube wirklich, dass es für Politiker in der Schweizer Medienlandschaft kaum eine attraktivere Plattform gibt, um die eigenen Botschaften zu platzieren. Wo kann man schon vor so viel Publikum während 10 Minuten so viel erzählen?
Auch Roger Schawinski diskutiert in seiner provokanten Talkshow immer wieder mit Politikern. Würdest du die Einladung von ihm annehmen?
Ja. Meiner Meinung nach sollte man, wenn man Politik macht und für öffentliche Interessen und klare Überzeugungen einsteht, möglichst jede Einladung von jedem seriösen Medium annehmen. Ich persönlich darf mit dem Alpenschutz eine wunderbare Botschaft vertreten, und tue dies auch mit sehr viel Freude. Ob das Diskutieren mit Schawinski gut käme, ist allerdings eine andere Frage (lacht).
Was würdest du in deinem Amt als Präsident der Alpen-Initiative gerne erreichen?
Das Pflichtprogramm ist, 2016 die 5. Röhre am Gotthard – die 2. Gotthard-Strassenröhre – zu verhindern! Zusätzlich müssen wir den Angriff auf das Verlagerungsziel abwehren. Mit der Eröffnung der NEAT wollen wir endlich die Verlagerung umsetzen. Die Schweiz hat die Chance, europäischer Taktgeber für Innovation und Nachhaltigkeit in der Transportpolitik zu sein. Der Alpenschutz muss zudem langfristig nicht nur in der Schweiz, sondern auch in den anderen Alpenländern durchgesetzt werden.