Bevölkerung und Unternehmen sollen vermehrt auf die Bahn umsteigen. Anstoss dazu gibt die EU mit dem Jahr der Schiene 2021. Von den Massnahmen und Aktivitäten zur Förderung des Schienenverkehrs profitiert auch die Schweizer Verlagerungspolitik.
Europas Eisenbahnnetz soll vereinheitlicht werden. Innovationen sollen die Effizienz verbessern und noch bestehende Hindernisse überbrücken. Damit macht sich die EU grundsätzliche für die sicheren und platzsparende Gleise stark und fördert den klima- und umweltfreundlichen Schienenverkehr. Deshalb hat sie das Jahr 2021 zum «Europäischen Jahr der Schiene» ausgerufen. Die offizielle Lancierung erfolgt anlässlich des EU-Verkehrsministerrats vom 29./30. März
Umfangreicher Massnahmenkatalog
Zum einen sollen Innovationen gefördert werden, die den Schienenverkehr länderübergreifend besser koordinieren. Mehr Effizienz verspricht die Einführung von standardisierten digitalen automatischen Kupplungen und digitalen Zugsteuerungssystemen. Zum anderen sollen – mehrheitlich für den Personenverkehr – zusätzliche Hochgeschwindigkeits- und Nachtzüge bereitstehen. Zugverbindungen werden damit gegenüber Kurzstreckenflügen und langen Autofahrten attraktiver. Zur Sensibilisierung der Bevölkerung und Stärkung der Schiene werden Veranstaltungen, Kampagnen und Initiativen lanciert.
Netto Null bis 2050
Die EU kann ihre gesetzten Klimaziele, Netto Null bis 2050, nur dann erreichen, wenn auch im Transportwesen schädliche Emissionen gesenkt werden. Im Vergleich zu heute muss die klimafreundliche Schiene eine viel grössere Rolle spielen. Derzeit stösst der Verkehr EU-weit rund 25 % der Treibhausgasemissionen aus. Davon fallen nur 0,4 % auf den elektrischen und zunehmend noch emissionsärmeren Schienenverkehr. Soll der Zielwert erreicht werden, muss der zu 75 % auf der Strasse abgewickelte Güterbinnenverkehr zu grossen Teilen auf die Schiene verlagert werden. Das Potenzial ist gross, der Unterschied Schweiz-EU eklatant: Während in der Schweiz 37 % der Güter auf der Bahn transportiert werden, sind es in der EU lediglich 11 %. Gleichzeitig nutzen in der Schweiz 16 % der Reisenden die Bahn, die EU hinkt mit 7% hinterher.
So profitiert die Schweizer Verlagerungspolitik
Von den europäischen Anstrengungen zur Förderung der Schiene profitiert auch die Schweiz: Die besseren Anbindungen an Europa und die Förderung der Zufahrtsstrecken im Nord-Süd-Korridor bis hin zu unserer Grenze schaffen Anreize für mehr Bahngütertransport durch die Schweiz. Positiv auf die Verlagerung auswirken dürfte sich zudem der Abbau von technischen, administrativen und rechtlichen Hürden an den Landesgrenzen. Zudem wollen die Schweiz und die EU die Taktfahrpläne im gesamten länderübergreifenden Verbindungsnetzwerk optimieren und ausbauen. Das Bundesamt für Verkehr (BAV) kann mit seiner Erfahrung in der Planung von Taktfahrplänen und den schweizerischen Instrumenten der Trassensicherung einen Beitrag leisten.
Jedoch muss auch die Schweiz ihre Klimaziele erreichen und ihre Bevölkerung besser vor den negativen Auswirkungen des Verkehrs schützen. Die Verlagerung von der Strasse auf die Schiene und die Innovationen im Schienengüterverkehr gilt es dazu weiter vorantreiben. Es muss alles unternommen werden, um das Lastwagenaufkommen im alpenquerenden Verkehr auf die Zahl der gesetzlich vorgeschriebenen 650’000 Fahrzeuge zu senken. Mit der Integration eines Klimaelements in die neue LSVA will die Alpen-Initiative diesem Ziel zusätzlich Nachdruck verleihen. Alpenquerende Gefahrgütertransporte sollen per Gesetz auf die Schiene. Güter sind zunehmend fossilfrei zu transportieren. Unsinns-Transporte gilt es möglichst zu vermeiden. Und der Modal Split-Anteil der Bahn in der Schweiz muss höher werden.
Vielversprechende Ansätze sind da. Jon Pult, Präsident der Alpen-Initiative meint dazu: «Es ist ein guter Anfang, dass auch die EU die Wichtigkeit der Schiene erkannt hat und sich darum bemüht, diese zu fördern. Jetzt müssen Taten folgen.»
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