Insgesamt nahm auch dieses Jahr die Zahl der alpenquerenden Lastwagen ab. Trotzdem hat die Schweiz die Probleme beim alpenquerenden Güterverkehr noch nicht gelöst: Am San Bernardino nahmen die Lastwagenfahrten zu und der Gotthard-Basistunnel hat den grossen Umschwung noch nicht bewirkt. Das zeigen die Zahlen zum alpenquerenden Güterverkehr 2017, die das Bundesamt für Verkehr heute publiziert hat. Es ist klar: Weitere Massnahmen sind nötig, um das Verlagerungsziel zu erreichen.
Wie schon im Vorjahr fuhren auch 2017 weniger als 1 Million Lastwagen durch die Schweizer Alpen – im Jahr 2000 waren es noch 1,4 Millionen. «Die Entwicklung zeigt, dass die von der Alpen-Initiative angestossene Verlagerungspolitik umsetzbar ist», sagt Jon Pult, Präsident der Alpen-Initiative. Die Schweiz hat viel erreicht, gerade auch im Vergleich mit dem Ausland. Am Brenner, dem wichtigsten Übergang im Alpenbogen, nimmt die Zahl der Lastwagen weiterhin zu. Inzwischen fahren jährlich über 2.2 Millionen Camions über den Pass zwischen Österreich und Italien – mit grossen Wachstumszahlen in den letzten Monaten.
Die Schweizer Zahlen zeigen aber auch: Nicht überall können sich die Anwohnerinnen und Anwohner freuen, hat der Lastwagenverkehr am San Bernardino doch weiter zugenommen. Auch am Simplon ist die Situation nach wie vor unbefriedigend, transportieren doch die Camions – im Gegensatz zu den anderen Alpenübergängen – oft auch gefährliche Güter. «Die Situation am Simplon ist besonders heikel. der Bundesrat hat aber noch keine konkreten Massnahmen zu deren Lösung vorgeschlagen, das ist ein unhaltbarer Zustand», sagt Jon Pult. Die Alpen-Initiative fordert deshalb ein Verbot der Gefahrguttransporte über die Simplon-Passstrasse. «Am Simplon gibt es seit über 100 Jahren einen Eisenbahn-Basistunnel und Verladeinfrastruktur. Deshalb ist ein Verbot für Gefahrguttransporte auch wirtschaftsverträglich absolut durchsetzbar», sagt Manuel Herrmann, Leiter Alpenschutzpolitik der Alpen-Initiative.
Seit 2016 ist der Gotthard-Basistunnel voll in Betrieb, und 2018 müsste laut Gesetz das Verlagerungsziel von jährlich maximal 650’000 alpenquerenden Lastwagen erreicht sein. «Gute Infrastruktur allein genügt nicht – das sollte unterdessen allen politischen Akteuren in Bern klar sein», sagt Manuel Herrmann. Die Alpen-Initiative hat daher 10 Massnahmen vorgeschlagen, um dieses Ziel zu erreichen. Auch die Verkehrskommission des Nationalrats verlangt vom Bundesrat, dass er bis Ende Jahr einen Plan vorlegt, wie er das gesetzlich verankerte Verlagerungsziel erreichen will. «Es ist höchste Zeit, dass der Bundesrat neue Massnahmen ergreift. Es darf doch nicht sein, dass er das Problem einfach auszusitzen versucht», sagt Manuel Herrmann.
Kontakt
- Jon Pult, Präsident der Alpen-Initiative, 076 508 16 33
- Manuel Herrmann, Leiter Alpenschutzpolitik der Alpen-Initiative, 078 765 61 16