Von Nationalrat Fabio Pedrina, Nationalrat und Präsident der Alpeninitiative
Wir sagen es schon seit Jahren: Eine Schwerverkehrs-Kontrollanlage südlich des Gotthards ist dringend nötig und ein wichtiges Projekt für die Verlagerungspolitik. Das auf dem Gelände der ehemaligen Monteforno vorgesehene Kontrollzentrum ist jedoch am falschen Ort platziert, überdimensioniert und mit unverhältnismässigen Kosten verbunden. Die Anlage muss südlich der Verzweigung A2/A13 gebaut werden, so dass auch der Verkehr über den San Bernardino erfasst werden kann. Eine Studie im Auftrag der Alpen-Initiative belegt, dass ein Kontrollzentrum auf dem Zollareal in Chiasso-Brogeda realisiert werden kann, damit die Lastwagen kontrolliert werden, bevor sie durch den Halben Kanton Tessin gefahren sind.
> Kontrollanlage Schwerverkehr Chiasso Brodega – Machbarkeit
Regelmässige Schwerverkehrskontrollen sind ein wichtiges Instrument der Verlagerungspolitik. Es gehr dabei darum, unberechtigte Vorteile der Strassentransporte zu vermeiden, die Durchfahrt von unzulässigen Fahrzeugen zu verhindern und die Dosierung des Schwerverkehrs zu ermöglichen. So ist es auch möglich, Gefahrensituationen in den Autobahntunnels vorzubeugen. Ein solches Kontrollezentrum ist deshalb dringend nötig, sollte effizient und raumverträglich sein, sowie einen Beitrag leisten, um die Gesundheit der Bevölkerung entlang der Autobahn zu schonen. Und man vergesse eines nicht: wer vorschriftswidrig fährt, kann zwischen 20 und 50 % der Transportkosten „einsparen“ und auf die Gemeinschaft übertragen.
Das Projekt einer Schwerverkehrs-Kontrollanlage auf dem Areal der ehemaligen Monteforno in Giornico ist indessen überdimensioniert (300 LKW-Abstellplätze), die Kosten sind unverhältnismässig (ca. 110 Millionen Franken) und – vor allem – käme es am falschen Ort zu sehen. Die LKWs würden über 60 km durch den am stärksten bewohnten Teil des Tessins fahren, bevor sie kontrolliert würden, wobei sie auch das gefährliche Tunnel des San Salvatore und jenes des Ceneri durchqueren müssten. Die jetzigen Kontrollen entlang der Autobahn zeigen, dass über 20% der Fahrzeuge zu beanstanden sind.
Sollten die Kontrollen erst nach der Verzweigung A2/A13 erfolgen, bliebe der Ausweg auf die San Bernardino-Route möglich. Diese Strecke ist für den Schwerverkehr noch weniger geeignet als der Gotthard – wobei wiederum neue Sicherheits-Risiken entstehen würden. Es wäre schliesslich unumgänglich, auch in der Mesolcina eine Kontroll-Anlage zu realisieren, wobei noch mehr Raum und Geld verschwendet würden. Dies ist sicherlich keine effiziente Lösung.
Die Alpen-Initiative hat deshalb die Machbarkeit einer Schwerverkehr-Kontrollanlage auf dem Areal des Warenzolls in Chiasso-Brogeda untersuchen lassen. Die entsprechende Studie belegt, dass sich dort ein Schwerverkehrs-Kontrollzentrum in etwa der Grösse des geplanten Zentrums Erstfeld realisieren lässt. Es werden dazu verschiedene Varianten aufgezeigt, die ebenso unterschiedliche Kosten bedingen. In Anbetracht der Bestrebungen zur Verlagerung des Güterverkehrs von der Strasse auf die Schiene empfiehlt es sich, vorerst eine Kontrollanlage innerhalb des Zollareals in Koordination mit der Zollabfertigung zu realisieren. Dies wäre auch die Kostengünstigste Variante (etwa 15 Mio. Fr. statt 110 Mio. Fr.!).
Zuletzt darf auch nicht vergessen gehen, dass die Schwerverkehrs-Kontrollen ein wichtiges Mittel der Verlagerungspolitik sind. Ein noch wichtigeres Anliegen ist die Alpentransit-Börse, welche die Vorbestellung der Durchfahrten ermöglichen – und somit auch die Kontrollen erleichtern würde.