Über 15 grössere und kleinere Interessengruppen setzen sich in der Südschweiz für eine nachhaltige Verkehrspolitik ein. Im Rahmen des ITE-Aktionstages vom 4. Oktober demonstrierten sie sowohl in der Leventina wie auch im Mendrisiotto gegen die ungebremste Lasterlawine.
bo. Die Forderungen nach einer nachhaltigen Verkehrspolitik stossen im politischen und wirtschaftlichen Umfeld in der Südschweiz nicht gerade auf offene Ohren. Im Vergleich mit Regionen in der Deutschschweiz ist denn auch der Anteil des öffentlichen Verkehrs im Tessin entsprechend gering. In dieser Situation ist es für die verschiedenen Organisationen umso wichtiger, im Kampf gegen den überbordenden Transit- und Agglomerationsverkehr gemeinsam aufzutreten. Der Tessiner VCS-Sekretär Werner Herger arbeitet daran, die verschiedenen Bewegungen im Tessin und im Misox unter einen Hut zu bringen. Erste Erfolge sind bereits sichtbar. Am ITE-Aktionstag vom 4. Oktober fanden in der Leventina und im Mentrisiotto gleich zwei Kundgebungen statt.
Arbeitsplätze statt Parkplätze In Giornico trafen sich am Samstagmorgen, 4. Oktober, rund 150 Demonstrantinnen und Demonstranten aus der Leventina. Mit einer Kundgebung protestierten sie gegen den ständig zunehmenden Lasterverkehr und gegen den Bau einer zweiten Gotthardröhre. Die von «Leventina Vivibile» organisierte Demonstration fand auf dem ehemaligen Werkareal der Monteforno statt. Hier soll ein Stauraum für Transitlastwagen eingerichtet werden. Dies allerdings widerspricht den Zielsetzungen der Gemeinden in der Leventina. «Wir wollen dieses Areal für die Ansiedlung von Handwerks- und Industriebetrieben nutzen», erklärte Romano Rossi, Gemeindepräsident von Pollegio. Dabei denkt man unter anderem an die Realisierung eines Wasserparks, womit der Tourismus neue Impulse erhalte, Arbeitsplätze geschaffen und zusätzlich die Lebensqualität der ansässigen Bevölkerung aufgewertet werden könne. Eine Nutzung dieses Gebietes als Parkplatz komme nicht in Frage und entspreche auch nicht dem Willen einer Mehrheit der Bevölkerung. In Chiasso trafen sich am Nachmittag Aktivistinnen und Aktivisten von «LiberAria» zu einer Kundgebung der besonderen Art. Eine graue Betonmauer in unmittelbarer Nähe des Zolles wurde mit Lastwagen und Parolen bemalt. Kernaussage der Botschaft: Die Lasterflut durch den Tessin produziert «mal aria», was zu Deutsch schlechte Luft bedeutet. Die Assoziation mit der gleichnamigen Tropenkrankheit ist dabei ganz bewusst.