1. September 2010

Seit der Eröffnung des Gotthardstrassentunnels vor 30 Jahren fahren nur noch halb so viele Personen mit dem Zug durch den Berg. Zudem ist der Marktanteil der Schiene beim Güterverkehr um einen Drittel geschrumpft. Eine zweite Strassenröhre dürfte sich ähnlich auswirken.

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Gut 20‘000 Passagiere fuhren 1979 täglich mit der Bahn durch den Gotthard. Heute – nach genau 30 Jahren Betrieb des Strassentunnels – sind es noch rund 8500. Weniger Passagiere aber bedeuten weniger Einnahmen. Nimmt man an, dass das Verkehrswachstum auf der Schiene am Gotthard ohne Strassentunnel gleich hoch gewesen wäre wie auf dem gesamten SBB-Netz und dass alle Passagiere im Durchschnitt 200 km zurückgelegt hätten (ca. Zürich-Lugano), so lassen sich für den Zeitraum von 30 Jahren Mindereinnahmen von 5,5 Milliarden Franken ermitteln. Auch wenn das Wachstum am Gotthard nur halb so hoch gewesen wäre wie auf den frequenzstarken Strecken zwischen den grossen Zentren, so ergäben sich für die Bahn noch immer Einnahmeausfälle von 4,4 Milliarden.

Nur wenig besser ist die Situation im Güterverkehr. Vor 1980 waren die Zustände so, wie es das Schweizer Volk bei der Abstimmung über die Alpen-Initiative 1994 wieder herbeiwünschte: Gut 95 Prozent der alpenquerenden Transporte fanden auf der Schiene statt, im Transit waren es fast 100 Prozent. Im Unterschied zum Personenverkehr wuchs der Strom an Gütern in den letzten 30 Jahren jedoch so stark, dass der Verkehr auf beiden Verkehrsträgern zunahm – auf der Strasse allerdings viel markanter als auf der Schiene. Deshalb ist der Marktanteil der Schiene um mehr als einen Drittel auf rund 60 Prozent gesunken. Heute werden ca. 14 Mio. Tonnen Güter auf der Strasse durch die Schweizer Alpen transportiert. Im Mittel über die 30 Jahre hat die Bahn wegen des Strassentunnels jährlich ca. 7 Millionen Tonnen weniger transportiert. Umgerechnet auf 300 km (Basel-Chiasso) ergibt dies einen Verlust für die Bahn von über 5 Milliarden Franken.

Gesamthaft hat der Gotthardstrassentunnel den Bahnen in den letzten 30 Jahren also einen Minderumsatz von 9 bis 10 Milliarden Franken beschert. Bei einer volkswirtschaftlichen Betrachtungsweise müsste man zudem die externen Kosten berücksichtigen, die im Strassenverkehr viel höher sind als bei der Bahn, sowie die Gelder für die vom Volk verlangte Verlagerungspolitik. Solche Zusatzkosten würden auch beim Bau eines zweiten Strassentunnels am Gotthard anfallen.

Für Rückfragen:
Alf Arnold, Geschäftsführer Alpen-Initiative, 079 711 57 13
Fabio Pedrina, Präsident Alpen-Initiative, 079 249 29 42