Kein Signalfeuer dieses Jahr am 13. August auf dem Brambrüesch oberhalb Chur. Denn der ausgetrocknete Berg brennt bereits: Schweizweit zahlt die Bergbevölkerung für die Klimaerhitzung und Verkehrsemissionen einen hohen Preis. Wir richten vor Ort einen flammenden Appell an die Alpenländer. Unsere Forderungen: Erstens: Bis 2040 fossile Treibstoffe im Alpenraum vollständig verbieten. Zweitens: Sobald wie möglich verursachergerechte Strassentransport-Abgaben für Schadstoffe, Lärm, Feinstaub, Bodenbeanspruchung und Gesundheitsschäden erlassen. Drittens: Verstärkung der Verkehrssicherheit auf den Transitrouten durch die Alpen
Das Alpenfeuer 2022 kann wegen Austrocknung und Brandgefahr nicht wie üblich entzündet werden. Die Mahn- und Protestaktion der internationalen Alpenschutzkommission CIPRA und der Alpen-Initiative auf dem Brambrüesch findet trotzdem statt. Ohne Feuer im Nachthimmel, dafür mit feurigen Voten und Forderungen. Die Alpen leiden an überhöhter Temperatur und sind mit Schadstoffen und Lärm belastet. Naturkatstrophen nehmen im ganzen Alpenraum zu und bedrohen Existenzen. Es ist höchste Zeit. Die in der Alpenkonvention vertraglich gebundenen Alpenländer Schweiz, Deutschland, Frankreich, Italien, Liechtenstein, Monaco, Österreich und Slowenien müssen sofort handeln. Erkannt haben sie den Handlungsbedarf und haben auf Ende Oktober einen Aktionsplan, die so genannte Simplon-Allianz angekündigt. Wir reden ihnen ins Gewissen und fordern folgende drei Massnahmen:
Bis 2040: Vollständige Dekarbonisierung des Verkehrs in den und durch die Alpen
Die Alpenregion soll Pionierin alternativer Mobilitätsmodelle sein: Dazu hat sich die Alpenkonvention bekannt. Nun muss sie damit Ernst machen und bis 2040 den Anteil fossiler Treibstoffe im Verkehr auf Null senken. Das ist machbar. Doch aufgepasst: Die reine Umstellung auf Wasserstoff-Lastwagen löst die Aufgabe nicht. Aufgrund der Energieverluste in der Herstellung der nicht energieeffizienten Wasserstoffproduktion und -nutzung ist das kein effektiver Beitrag zum Klimaschutz. Der auf Oktober angekündigte Aktionsplan muss ökologisch saubere, ambitionierte und messbare Ziele für mehr Verlagerung auf die Schiene enthalten.
Ab sofort: Verursachergerechte Abgaben – Stärkung der Schiene im Wettbewerb
Hunderte Millionen Franken an Umwelt- und Gesundheitsschäden bleibt der Lastwagenverkehr jedes Jahr schuldig. Die Konkurrenzfähigkeit der Schiene muss endlich gestärkt werden. CIPRA und Alpen-Initiative fordern, dass die Strassentransporteure endlich verursachergerecht Abgaben für Lärm, Klima, Feinstaub, Bodenbeanspruchung, Stau und Gesundheitsfolgen leisten. Diese Kostenwahrheit ist dringend nötig. Denn die neue Wegekostenrichtlinie der EU (Pendant zur LSVA) steht schief in der Klimalandschaft und bevorteilt Wasserstoff- und elektrisch betrieben Lastwagen mit massiven Abgabenerlassen. Diese Wettbewerbsvorteile bremsen die Verlagerung auf die deutlich energieeffizientere und umweltfreundliche Schiene aus.
So rasch wie möglich: Verstärkung der Verkehrssicherheit im Alpentransit
Der Schienenverkehr muss höchste Sicherheitsanforderungen erfüllen. Damit die Sicherheit auch im Strassentransport oberste Priorität erhält, braucht es viel rigorosere Kontrollen. Die Schweiz macht es mit ihrem Kontrollsystem entlang der Transitrouten grundsätzlich vor. Die anderen Alpenländer müssen mit eigenen Kontrollsystemen nachziehen. So lassen sich Umwegfahrten über den Brenner für Lastwagentransporteure, die bei der Sicherheit sparen, verhindern.
Endlich gegebenen Versprechen gerecht werden
Selbstredend müssen die Alpenkonvention ihre bereits bekräftigten Versprechen endlich durchsetzen. Weder hat sie bis anhin das Verkehrsaufkommen im Alpenraum massgeblich reduzieren noch die Verlagerung auf die Schiene wirksam genug vorantreiben können. Auch der Ausbau der Verkehrsnetze für umweltfreundliche Transportsysteme lässt leider immer noch auf sich warten. Da ist sehr viel zu tun. Doch anders lassen sich die Klimaziele der Mitgliedsländer nicht erreichen.