Einen visionären Aktionsplan für einen klimaverträglichen Verkehr: Das fordern in Brig Alpenschutzorganisationen aus dem ganzen Alpenbogen in einem offenen Brief an die Verkehrsministerinnen und Umweltminister der Alpenstaaten. Unter anderem sollen die Alpenstaaten den Gefahrguttransporten über die Alpenpässe ein Ende setzen. Der Appell mit einem gemeinsamen symbolischen Auftritt auf dem Simplonpass bildet den Auftakt der internationalen AlpenWoche 2022 im Oberwallis.
Heute startet in Brig VS die AlpenWoche 2022, eine internationale Veranstaltung der führenden Alpenschutzorganisationen. Zum Auftakt der dreitägigen Konferenz begaben sich rund 15 Aktivistinnen und Aktivisten aus verschiedenen alpinen NGOs auf den Simplon-Pass, um gemeinsam einen alpenübergreifenden Appell an die Alpenkonferenz zu richten. Die Umweltminister und Verkehrsministerinnen der Alpenstaaten sollen einen visionären Aktionsplan für einen klimaverträglicheren Verkehr im Alpenraum erarbeiten. Das fordern in ihrem offenen Brief CIPRA International, Alpen-Initiative, WWF, ISCAR, Pro Mont Blanc, Club Arc Alpin und ALPARC.
Simplon-Allianz muss liefern
Die in der Alpenkonvention vertraglich gebundenen Alpenländer haben für den Herbst einen Aktionsplan angekündigt, die so genannte Simplon-Allianz . Diese soll an der nächsten Ministerinnen- und Ministerkonferenz verabschiedet werden, die Ende Oktober 2022 ebenfalls in Brig stattfinden wird.
«Wir erwarten von der Simplon-Allianz mehr als bloss heisse Luft. Davon bläst der Verkehr schon genug in die Alpentäler» sagt Django Betschart, Geschäftsleiter der Alpen-Initiative. Kaspar Schuler, Geschäftsführer von CIPRA International meint: «Die Europäische Verkehrspolitik will freie Fahrt für alle, vor allem immer mehr LKW. Doch ihre Verkehrs- und Umweltminister:innen müssten sich zu Verkehrsreduktion und Alpenschutz bekennen, zum Wohlergehen der Bewohner:innen und der Umwelt vor Ort. Mit der Simplon Allianz schlägt ihre Stunde der Wahrheit.»
Die Alpenschutzorganisationen fordern von den Alpenstaaten folgende Punkte:
- Bis 2040: Vollständige Dekarbonisierung des Verkehrs in den und durch die Alpen. Die Alpenregion soll Pionierin alternativer Mobilitätsmodelle sein und bis 2040 den Anteil fossiler Treibstoffe im Verkehr auf Null senken.
- Ab sofort: Verursachergerechte Abgaben – Stärkung der Schiene im Wettbewerb. Der alpenquerende Verkehr verursacht jedes Jahr Milliarden von Franken an Umwelt- und Gesundheitsschäden. Für diese muss er endlich mit verursachergerechten Abgaben für Lärm, Klima, Feinstaub, Bodenbeanspruchung, Stau und Gesundheitsfolgen aufkommen.
- So rasch wie möglich: Verstärkung der Verkehrssicherheit im Alpentransit. Neben verstärkten Kontrollen fordern die Alpenschutzorganisationen ein alpenweites Verbot von Gefahrguttransporten über die Alpenpässe.
- Jetzt: Initiativen und Kampagnen für einen naturnahen Tourismus und sanfte Mobilität, welche auch für ein nachhaltigeres Leben der Alpenbevölkerung sorgen.