2. April 2024

Am 26. März hat das Bundesamt für Strassen ASTRA die Statistiken über die Schwerverkehrskontrollen 2023 publiziert. Das Ergebnis ist ernüchternd: Fast jeder dritte kontrollierte Lastwagen wird verzeigt. Ausserdem gibt es bei den Kontroll-Kapazitäten des neuen Maxi-Zentrums im Tessin noch viel Luft nach oben. 

Die Statistik der Schwerverkehrskontrollen sind ein wichtiger Indikator für die Verkehrssicherheit und die Fairness im Wettbewerb beim Güterverkehr auf der Strasse. Leider zeigt sich auch bei den Zahlen 2023 ein düsteres Bild: Es sind viel zu viele Schwerverkehrsfahrzeuge mit Mängeln auf den Strassen unterwegs, die mit Sicherheitsdumping Wettbewerbsvorteile ergattern wollen.

Fast jedes dritte kontrollierte Fahrzeug wird beanstandet

Die Statistik der Schwerverkehrskontrollen zeigt auf, dass immer noch zu viele Lastwagen mit gravierenden Mängeln unterwegs sind. Von den über 40’000 in Kontrollzentren kontrollierten Fahrzeugen wurden über 30% beanstandet und knapp 6% gar stillgelegt. Das sind alarmierende Fakten und sehr schlechte Neuigkeiten für die Verkehrssicherheit aller Verkehrsteilnehmenden, die Verlagerungspolitik und die Umwelt. Die Statistik zeigt zudem, dass sich die Art der Verstösse in den letzten Jahren verschoben hat. Während Beanstandungen wegen fehlenden Lizenzen und Ausweisen über die letzten 5 Jahre einen negativen Trend aufweisen, nehmen schweizweit Missachtungen der Arbeits- und Ruhezeiten, Übertretungen bei der Abmessung und Gewichte aber auch bei den technischen Mängeln drastisch zu. Bei den 21’058 in Kontrollen beanstandeten Fahrzeugen wurden bei 10’620 Fahrzeugen entweder die Abmessungen oder die Gewichte nach gesetzlichen Vorgaben nicht eingehalten – und der Trend zeigt weiterhin nach oben.

Kontrollkapazität muss ausgeschöpft werden

Im Dezember 2022 hat das neue Maxi-Zentrum Giornico auf der Südseite der Gotthard-Achse den Betrieb aufgenommen. Damit wurde ein klaffendes Loch im Kontrollnetz geschlossen. Die Alpen-Initiative begrüsst die Erhöhung der Kontrollkapazitäten entlang der Nord-Süd-Achse – nun gibt es endlich auch an der Fahrtrichtung Süd-Nord ein grosses Kontrollzentrum. Leider wurde 2023 der Betrieb des Tessiner Kontrollzentrums bei weitem nicht ausgelastet, was sich im direkten Vergleich zu seinem nördlichen Counterpart, dem Urner Kontrollzentrum in Ripshausen, gezeigt hat: In Uri wurden 2023 über 16’000 Fahrzeuge kontrolliert, im Tessin nur etwas über 7’000. Die Alpen-Initiative verlangt, dass die Kontrollkapazitäten des neuen Tessiner Kontrollzentrums rasch voll genutzt werden. Eine verstärkte Überwachung des Schwerverkehrs ist nicht nur für die Verkehrssicherheit von Bedeutung, sondern auch grundlegend für einen fairen Wettbewerb zwischen Schiene und Strasse.

Die Alpen-Initiative verlangt, dass mindestens 10% der schweren Fahrzeuge auf den Hauptrouten effektiv kontrolliert werden, damit diese Kontrollen ihre abschreckende Wirkung auch tatsächlich entfalten.

Übersicht zur Kontrollstatistik 2023

Die Statistik der neusten Zahlen der Schwerverkehrskontrollen zeichnen ein alarmierendes Bild, das sich in den letzten Jahren angebahnt hat: Von den 124’783 kontrollierten Lastwagen, Sattelschleppern, Lieferwagen und Bussen kam es schweizweit zu 24’240 Beanstandungen, wovon in 4’775 Fällen die Weiterfahrt verwehrt wurden. Bei den Kontrollen in Schwerverkehrskontrollzentren, in denen genauer kontrolliert werden kann, sind die Zahlen noch erschreckender: von den 41’471 kontrollierten Fahrzeugen wurden 31,6% der Fahrzeuge (13’091) beanstandet und 5.9% (2’433) stillgelegt. Bei den insgesamt 8 SVKZ wurden schweizweit 9’000 mehr Kontrollen als im Jahr zuvor durchgeführt. Dies ist vor allem auf die Inbetriebnahme des neuen Maxi-Zentrums Giornico im Tessin zurückzuführen.
Der Hauptgrund für Beanstandungen ist seit Jahren hauptsächlich bei Verstössen zu Abmessungen und Gewichten festzustellen: Im Kanton Uri wurde mehr als jedes siebte (2’591) und im Tessin jedes sechste Fahrzeug (1’705) mit einer Überladung beanstandet, was im letzteren Fall einen enormen Anstieg von fast +500% bedeutet. Besonders erschreckend ist auch die massive Zunahme hinsichtlich der Missachtung der Arbeits- und Ruhezeiten: 620 Fälle im Tessin (+256.3%) und 1’095 in Uri (+26.7%). Festzuhalten gilt: jede Übertretung ist eine zu viel für die Sicherheit von Menschen und Natur.