In Martigny hat die Mitgliederversammlung der Alpen-Initiative einstimmig eine Resolution zum Verbot der Gefahrguttransporte am Simplon an den Bundesrat und die Walliser Regierung verabschiedet. Neu in den Vorstand gewählt sind die Unterwalliser Nationalräte Emmanuel Amoos (SP) und Christophe Clivaz (Grüne). Nach neun Jahren im Vorstand wechselt die grüne Nationalrätin Regula Rytz (BE) neu in den Alpenrat.
Die Unterstützerinnen und Unterstützer der Alpen-Initiative haben die Geduld mit der Walliser Regierung verloren. Diese verpasst es seit Jahren, dem Bundesrates Folge zu leisten, ihre Bevölkerung zu schützen und gemeinsam mit der Walliser Industrie die rund 11’000 hochriskanten Gefahrguttransporte über den Simplon einzuschränken. Ihr ungerechtfertigtes Privileg gefährdet die ganze Region entlang der Rhone bis zum Genfersee. Am Grossen St. Bernhard (VS/I), am Gotthard (UR/TI) und am San Bernardino (GR/TI) sind solche Transporte längst verboten. Indem sich der Bundesrat derart über Gebühr vertrösten lässt, macht er sich mitschuldig. Nun fordert die Mitgliederversammlung in Martigny ein Verbot. Die betroffene Bevölkerung aus dem Wallis und der Waadt wie auch weitere Unterstützerinnen und Unterstützer des Alpenschutzes untermauern diese Forderung zusätzlich mit einer Petition. Die Unterschriftensammlung läuft ab sofort bis Ende Juli. Die Übergabe der Petition an die Walliser Regierung in Sion ist auf August geplant.
Nebst der Verabschiedung der Resolution blickt die Mitgliederversammlung auf ein ereignisreiches Jahr 2021 zurück. Mit der Kernbotschaft «Alpenschutz heisst auch Klimaschutz» hat die Alpen-Initiative dafür sensibilisiert, Mensch und Natur im Alpenraum besser vor Treibhausgasen zu schützen. Im Rahmen ihrer Kampagne zum CO2-Gesetz hat sie der Bergbevölkerung eine eigene Stimme zu den Bedrohungen des Klimawandels im Alpenraum gegeben. Die ordnungsgemässen Vereinsbeschlüsse gingen reibungslos über die Bühne: Jahresbericht, Jahresrechnung und Revision wurden verabschiedet. Präsident Jon Pult und Vizepräsidentin Marina Carobbio wurden bestätigt.
Zwei neue Walliser Vorstandsmitglieder
Neben der Bestätigung der bisherigen Mitglieder wählte die Mitgliederversammlung den Walliser Nationalrat Christophe Clivaz (53) aus Sion neu in den Vorstand. Der Professor am Institut für Geografie und Nachhaltigkeit an der Universität Lausanne hat bereits im Jahr 2000 über die Ökologisierung der Alpen promoviert. Mit der Wahl des Nationalrats Emmanuel Amoos (41) aus Sierre stösst ein zweiter umweltengagierter Walliser zum Vorstand der Alpen-Initiative. Beide Neuzugänge stärken die Fachkompetenz der Alpen-Initiative bei ihrem Engagement im Klimaschutz.
Exzellente Botschafterin Regula Rytz
Nach neun Jahren gibt Nationalrätin Regula Rytz ihren Rücktritt aus dem Vorstand. Sie hat sich stets an vorderster Front an publikumswirksamen Aktionen der Alpen-Initiative beteiligt – sei es im Alpengebiet oder auf dem Bundesplatz in Bern. Zudem hat sie mit zahlreichen parlamentarischen Vorstössen und Überzeugungsarbeit viel bewegt. So war sie massgeblich daran beteiligt, dass die Lastwagenkontrollen über die letzten Jahre intensiviert wurden. Im Parlament hat sie einen Aktionsplan gegen Ad-Blue-Abgasmanipulationen gefordert und wiederholt die Gefahrguttransporte am Simplon angeprangert. Zudem hat sie unablässig Druck für mehr Verlagerung auf die Schiene gemacht. In Verbindung mit ihrem Engagement für Umwelt- und Klimaschutz war Regula Rytz eine exzellente Botschafterin. Umso mehr freut es die Alpen-Initiative, dass sie sich weiterhin im Alpenrat für den Alpenschutz einsetzen will.
Beschlüsse Martigny 2022
Die Mitgliederversammlung 2022:
- bestätigt den Vorstand mit Präsident Jon Pult (Nationalrat GR), Vizepräsidentin
Marina Carobbio (Ständerätin TI), Chiara Gisler (UR), Pietro Gianolli (TI), Isabelle Pasquier (Nationalrätin GE), Laurent Seydoux (GE) und Brigitte Wolf (VS); - verabschiedet Regula Rytz (Nationalrätin BE) aus dem Vorstand und würdigt ihr grosses Engagement für die Alpen-Initiative seit 2013;
- wählt Emmanuel Amoos (Nationalrat VS) und Christophe Clivaz (Nationalrat VS) neu in den Vorstand der Alpen-Initiative;
- wählt Regula Rytz (BE), Max Schlegel (GR) und Roland Fischer (LU) neu in den Alpenrat und bestätigt weitere 37 Mitglieder;
- verabschiedet Rechnung, Jahresbericht sowie Bericht der Revisionsstelle und behält den Mitgliederbeitrag wie bisher bei;
- fordert in einer Resolution vom Wallis und vom Bundesrat, dass beide Instanzen einvernehmlich auf ein Verbot der Gefahrguttransporte über den Simplon hinwirken.
Resolution der Alpen-Initiative
zuhanden der Walliser Regierung und des Bundesrates
Schützen wir unsere Alpen!
Stoppt die Gefahrguttransporte über den Simplonpass
Die Passstrasse über den Simplon ist steil, kurvenreich und führt hinauf bis auf 2000 Meter über Meer. Trotzdem ist der Simplon der einzige Schweizer Alpenübergang für Lastwagen mit gefährlichen und brennbaren Gütern. 11’000-mal im Jahr rollen Transportlastwagen mit Gefahrgut die Passstrasse hoch und hinunter. Während am Grossen Sankt Bernhard (VS/I), am Gotthard (UR/TI) und am San Bernardino (GR/TI) solche Transporte auf der Strasse verboten sind, gibt es am Simplonpass keine Beschränkungen dafür.
Ein Unfall mit einem Gefahrgut-Lastwagen kann dramatische Folgen haben für Umwelt und Bevölkerung – vor Ort am Simplonpass und über die Wasserläufe bis hinunter zum Genfersee und Lago Maggiore. Ein einzelner Unfall reicht aus, um ganze Landschaften mitsamt deren Fauna und Flora unwiderruflich zu schädigen. Das ist inakzeptabel, zumal durch den Simplon ein Bahntunnel führt und Züge die Güter viel sicherer transportieren.
Die Alpen-Initiative setzt sich für den Schutz des einzigartigen und ökologisch sensiblen Lebensraums Alpen ein. Deshalb machen wir uns seit vielen Jahren für ein Verbot von Gefahrguttransporten über den Simplonpass stark.
Die Walliser Regierung will aber bisher von einem Verbot nichts wissen. Der Aufforderung des Bundesrates, zusammen mit der Industrie nach Lösungen zu suchen, kommt sie nur widerwillig nach. Politisch ist seit Jahren nichts passiert – abgesehen von einer Verschleppung des Problems. Der Bundesrat lässt die Walliser Regierung vorderhand noch gewähren. Das Jahr 2022 ist wichtig, denn Ende Jahr soll ein Entscheid fallen.
Wir fordern die Walliser Regierung und den Bundesrat dazu auf, der Sicherheit der regionalen Bevölkerung und der Umwelt vor Ort oberste Priorität einzuräumen und ein Verbot für Gefahrguttransporte über den Simplon einzuleiten.
Verabschiedet an der Mitgliederversammlung der Alpen-Initiative in Martigny am 14. Mai 2022
Resolution zum Herunterladen (pdf)