Mit der Inbetriebnahme des Schwerverkehrs-Kontrollzentrums Giornico (TI) wird eine klaffende Lücke im Kontrollnetz geschlossen. Viele Jahre hat sich die Alpen-Initiative dafür stark gemacht. Jetzt ist dieses grosse Kontrollzentrum südlich des Gotthards endlich in Betrieb. Das ist auch dringend nötig, denn jeder dritte kontrollierte Lastwagen auf Schweizer Strassen wird beanstandet, fast jeder zwölfte sogar direkt stillgelegt. Es darf nicht sein, dass zulasten anderer Verkehrsteilnehmenden und der Umwelt an der Sicherheit gespart wird.
Nach der Eröffnung des Kontrollzentrums in Erstfeld im Jahr 2009 geht nach vielen Jahren nun endlich das zweite grosse Schwerverkehrs-Kontrollzentrum in Betrieb. Damit gibt es auf der wichtigen Nord-Süd-Achse am Gotthard jetzt auch südlich der Alpen ein Kontrollzentrum. So kann der Schwerverkehr auch auf der Fahrt von Süden nach Norden systematisch kontrolliert werden. Die Anlage, die rund 250 Millionen Franken kostet, hat eine ähnliche Grösse und Kapazität wie das einzige andere sogenannte Maxi-Schwerverkehrs-Kontrollzentrum in Ripshausen (UR) nördlich des Gotthards. Der Bund finanziert die Intensivierung der Schwerverkehrskontrollen durch die Kantonspolizei des Tessin im Rahmen der Verlagerungspolitik.
Endlich auch ein Kontrollzentrum im Tessin
Die Schwerverkehrskontrollen auf der Gotthard-Achse im Tessin waren viele Jahren völlig unzureichend: Die Vizepräsidentin der Alpen-Initiative, Ständerätin Marina Carobbio, nimmt zur Eröffnung wie folgt Stellung: «Die Schwerverkehrskontrollen auf der Gotthard-Achse im Tessin waren viele Jahren völlig unzureichend: Während im Kanton Uri, vor allem im Kontrollzentrum in Ripshausen, jährlich über 15’000 Lastwagen geprüft wurden, waren es im Tessin im Jahr 2021 nur rund 2’800. Ich freue mich, dass jetzt das südliche Kontrollzentrum an der Gotthard-Achse in Giornico TI endlich in Betrieb geht. Wir gehen davon aus, dass nun schon bald fünfmal mehr Kontrollen im Tessin durchgeführt werden. Ein grosses Kontrollzentrum im Tessin war längst überfällig und schliesst eine klaffende Lücke im Kontrollnetz der Schweiz auf der so wichtigen Süd-Nord-Transitachse. Das Schwerverkehrs-Kontrollzentrum Giornico wird die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden im Tessin und der ganzen Schweiz erheblich erhöhen. Wir wünschen der Kantonspolizei einen gelungenen Start bei den Kontrolltätigkeiten.»
Es braucht mehr und bessere Kontrollen
Auch Nationalrat Jon Pult, Präsident, der Alpen-Initiative, ist über die Eröffnung erfreut: «Für die Alpen-Initiative ist es unverständlich, dass sich die gefährliche Situation beim Strassengüterverkehr nicht bessert. Immer noch wird jeder dritte Lastwagen beanstandet, das ist viel zu viel. Die bestehenden Kontrollen zeigen offenbar eine zu wenig abschreckende Wirkung. Also braucht es mehr und bessere Kontrollen, möglichst in den Schwerverkehrszentren. Mit der Eröffnung des Kontrollzentrums in Giornico erreichen wir einen wichtigen Meilenstein für ein besseres und dichteres Kontrollnetz. Ziel muss es aber sein, dass mindestens jeder zehnte Lastwagen untersucht wird. Schwerverkehrskontrollen sind unabdingbar für mehr Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden und die Umwelt.»
Kontrollstatistik 2021 deckt drastische Mängel auf
Die Statistiken zu den Schwerverkehrskontrollen zeigen auch für das Jahr 2021 ein schockierendes Ergebnis: In den Schwerverkehrs-Kontrollzentren wurden 31’564 Fahrzeugen kontrolliert und davon ca. 35% respektive 11’006 beanstandet. Rund 7,7 % beziehungsweise 2’432 Fahrzeuge wurden sogar stillgelegt. Fast doppelt so viele, nämlich 58’577 Fahrzeuge, wurden mobil kontrolliert. Über 16% oder 9’914 davon wurden beanstandet. Fast jedes dreissigste Fahrzeug – total 2’218 – wurde stillgelegt. Besorgniserregend: Da mobile Kontrollen weniger detailliert ausfallen, ist mit einer erheblichen Dunkelziffer nicht aufgedeckter Mängel zu rechnen. Die Hauptgründe für die Beanstandungen und Stilllegungen sind Missachtungen von Abmessungen und Gewichten, technische Mängel sowie das Nichteinhalten der Arbeits- und Ruhezeiten. Besonders schädlich für Mensch und Natur sind zudem die vielen Manipulationen am Abgassystem. Sie sind dafür verantwortlich, dass die Abgase ungefiltert in die Umwelt gelangen können.