Rasche Realisierung des grossen Schwerverkehrszentrums im Tessin, Ausbau des Kontrollnetzes für Lastwagen, jährliche gesamtschweizerische Publikation der Resultate, griffige Massnahmen gegen Manipulationen an Abgasanlagen: Dies fordert der Verein Alpen-Initiative in einem Aufruf an Bundesrätin Doris Leuthard. Mitglieder des Vorstands und des Alpenrats der Alpen-Initiative haben den Aufruf heute vor dem Bundeshaus in Bern unterzeichnet.
Fast ein Drittel der auf der Gotthardachse untersuchten Lastwagen fielen 2016 bei den Kontrollen im Kanton Uri durch. Mangelhafte Bremsen, zu viel geladen, betrunkene Chauffeure, zu hohes Fahrzeug, Ruhezeiten nicht eingehalten, abgefahrene Reifen usw. Solche Verstösse gefährden nicht nur die anderen Verkehrsteilnehmenden, sie verzerren auch den Wettbewerb zwischen Strasse und Schiene.
Die Alpen-Initiative hat einen Aufruf an Bundesrätin Doris Leuthard lanciert, gegen diese Missstände vorzugehen. Die Nationalrätinnen und Nationalräte, die sich bei der Alpen-Initiative in Vorstand oder Alpenrat engagieren, kommentieren den Aufruf wie folgt:
Nationalrätin Marina Carobbio Guscetti, Vizepräsidentin der Alpen-Initiative: «Tausende Lastwagen fahren täglich von Italien via das Tessin über den Gotthard. Systematisch kontrolliert werden sie nicht, weil ein Kontrollzentrum im Tessin immer noch nicht gebaut ist. Ich unterzeichne den Aufruf, damit das Projekt nicht weiter verzögert wird und Bundesrätin Doris Leuthard das Zentrum so schnell wie möglich realisiert.»
Nationalrat Mathias Reynard, Mitglied des Vorstands der Alpen-Initiative: «Fast ein Drittel aller Lastwagen, die 2016 im Kanton Uri kontrolliert wurden, waren nicht korrekt unterwegs. 14 Prozent der kontrollierten Lastwagen wurden sogar stillgelegt. Am Gefahrgutkorridor Simplon sind die Verhältnisse wahrscheinlich ähnlich. Mit dem Unterschied, dass am Simplon weniger kontrolliert wird und wir keine Angaben zu den Kontrollresultaten haben. Denn: Während der Kanton Uri Zahlen publiziert, sind gesamtschweizerische Daten nicht öffentlich. Ich habe in einer Motion die Veröffentlichung der Kontrollresultate – auch von jenen am Simplon – gefordert und unterzeichne den Aufruf, um meiner Forderung Nachdruck zu verleihen.»
Nationalrätin Regula Rytz, Mitglied des Vorstands der Alpen-Initiative: «Im Februar wurde bekannt, dass viele Lastwagen mit sogenannten AdBlue-Killern die Abgasreinigungsanlage ausser Kraft setzen. Manipulierte Lastwagen stossen somit bis zu 10 Mal mehr giftigen Stickstoff aus. Die Polizei hat seither schon über 100 AdBlue-Killer gefunden. Zusammen mit Ulrich Giezendanner habe ich eine Motion eingereicht, um diesen Betrug zu stoppen. Ich unterschreibe den Aufruf, damit möglichst schnell weitere Massnahmen gegen AdBlue-Killer getroffen werden.»
Nationalrat Jürg Grossen, Mitglied des Alpenrats der Alpen-Initiative: «Lastwagenchauffeure leben über Monate in ihren Fahrzeugen. Sie sind sehr oft unterbezahlt und übermüdet: 847 Chauffeure haben letztes Jahr bei den Kontrollen am Gotthard die Arbeitszeiten nicht eingehalten. 26 waren betrunken, 9 hatten nicht einmal einen gültigen Führerschein. Ich unterzeichne den Aufruf, damit für Strasse und Schiene dieselben Sicherheitsstandards gelten und somit gleiche Bedingungen für beide Verkehrsträger herrschen. Nur so kann die Verlagerung auf die Schiene stattfinden.»
Nationalrat Thomas Hardegger, Mitglied des Alpenrats der Alpen-Initiative: «Seit 1994 steht in der Verfassung, dass der Güterverkehr von der Strasse auf die Schiene verlagert werden muss. Die Schiene ist sehr sicher. An hunderten Kontrollpunkten wird in der Schweiz der Bahnverkehr konstant überwacht. Auf der Strasse werden weniger als 4 Prozent der Fahrzeuge kontrolliert. Ohne Kontrollen auf der Strasse gibt es keine Verlagerung auf die Schiene. Darum unterzeichne ich diesen Aufruf.»
Die Bevölkerung ist eingeladen, den Aufruf ebenfalls zu unterschreiben:
www.alpeninitiative.ch/aufruf