24. März 2001

Der Vorstand der Initiative Transport Europe hat gestern an seiner Sitzung in Locarno beschlossen, den Mont-Blanc-Tunnel zum Hauptthema seiner Aktivitäten in diesem Jahr zu machen. Lastwagen sollen den Tunnel zukünftig nicht mehr befahren dürfen. Die 8. Internationale Transittagung „Gefahr-en-Transport“ vom 23.-25 März unterstrich die Richtigkeit der Forderung.

Am Rande der 8. Internationalen Transittagung traf sich der Vorstand der Initiative Transport Europe (ITE). Der Dachorganisation von Basisgruppen im Kampf gegen den überbordenden Güterverkehr gehören neu 32 Organisationen aus acht Ländern an. ITE hat sich zum Ziel gesetzt, „die Belastungen und Risiken durch den europäischen Güterverkehr auf ein für Menschen, Tiere, Pflanzen sowie deren Lebensräume erträgliches Mass zu senken.“ An seiner Sitzung in Locarno anlässlich des zweiten Jahrestages der Tunnelkatastrophe am Mont-Blanc beschloss der Vorstand gestern Abend, den Mont-Blanc-Tunnel zum Schwerpunkt seiner Aktivitäten in diesem Jahr zu machen. Wegen eines in Brand geratenen Lastwagens mussten dort am 23. März 1999 39 Menschen ihr Leben lassen. Gemäss dem Willen der französischen und italienischen Regierung soll der Tunnel nach zweijähriger Renovation im Herbst dieses Jahres wieder in Betrieb gehen. Der Vorstand von ITE fordert, dass der Tunnel für den Schwerverkehr gesperrt bleibt, da die getroffenen Sicherheitsmassnahmen absolut ungenügend sind. Stattdessen ist der Güterverkehr auf die Schiene umzulagern. Dabei sind vor allem die Kapazitäten des Mont-Cenis-Eisenbahntunnels und die Bahnverbindung durch den Simplon besser zu nutzen. ITE unterstützt damit auch die Forderungen von französischen Umweltorganisationen, die gleichentags in Paris für dieses Ziel demonstrierten. Die von der Alpen-Initiative für ITE organisierte 8. Internationale Transittagung „GEFAHR-en-TRANSPORT“ vom 23.-25. März in Locarno unterstreicht die Richtigkeit der Forderung. Aus den Ausführungen von einem Dutzend Expertinnen und Experten von Industrie, Behörden, Transportwirtschaft, Gewerkschaften und Umweltorganisationen geht u.a. klar hervor: Es gibt bis heute keine Gefahrgutklassifizierung, die der besonderen Situation von langen Tunneln gerecht wird und erlauben würde, risikoreiche von weniger gefährlichen Transporten zu unterscheiden (im Mont-Blanc-Tunnel war ein scheinbar ungefährlicher Transport von Mehl und Margarine Ursache der Katastrophe). Keine auch noch so grosse und gut ausgerüstete Feuerwehr kann die Wiederholung eines ähnlichen Unfalls vollständig verhindern. Zum Schutz der übrigen VerkehrsteilnehmerInnen, der AnwohnerInnen und der Umwelt ist deshalb ein generelles Verbot von Gütertransporten durch lange Strassentunnel, die Verlagerung des Güterverkehr auf die Schiene und eine wirtschaftliche Strategie zur Vermeidung von Transporten unabdingbar.