6. Oktober 2003

Aktivistinnen und Aktivisten der Alpen-Initiative überreichten heute morgen den Roten Teufelsstein der Firma Nestlé Waters (Schweiz) am Hauptsitz in Gland VD. Nestlé Waters ist weltweit führend in der Wasservermarktung und produziert mit diesem Geschäft eine Unmenge von unsinnigen Transporten. Allein durch ihre Importe in die Schweiz produziert der Wasserkonzern schätzungsweise jährlich 12’000 unnütze Lastwagenfahrten durch die Alpen. Die Beteuerungen des Generaldirektors André Granelli, die Bahntransporte zu fördern, sind reine Lippenbekenntnisse. Nestlé führt hierzulande am meisten unsinnige Mineralwasserimporte durch: schätzungsweise 12’000 unnütze Lastwagen, die jährlich durch die Schweizer Alpen fahren.

Obwohl die Schweiz reich an Trink- und Mineralwasser ist, importiert und vertreibt Nestlé italienische und französische Mineralwasser im grossen Stil. Aus dem italienischen San Pellegrino werden die Flaschen ausschliesslich per LKW über den Gotthard und den Simplon in die Schweiz gefahren, aus Frankreich Perrier und Contrex mehrheitlich per LKW. Nestlé wickelt rund 87 Prozent des Mineralwassertransportes auf der Strasse ab. „Bis eine Flasche San Pellegrino beim Kunden ankommt, hat sie oft mehr als 600 völlig unnötige Strassenkilometer hinter sich“, so Christa Mutter, Vorstandsmitglied der Alpen-Initiative. Für die Alpen-Initiative ist dies Grund genug, Nestlé Waters mit dem Roten Teufelsstein auszuzeichnen. Aber nicht nur Nestlé transportiert das Wasser per Lastwagen. Auch Henniez verteilt das Mineralwasser zu 90 Prozent auf der Strasse. Die Migros wickelt immerhin den Transport zu den Verteillagern zu 97 Prozent auf der Bahn ab. Und der Coca-Cola-Konzern (Valser) und Coop setzen in letzter Zeit vermehrt Züge ein.

Gerade in der Schweiz gibt es gute Alternativen zum Konsum von Mineralwasser. Statt 500 bis 1000 Mal mehr für Mineralwasser zu bezahlen, sollten sich die Konsumenten dafür einsetzen, dass die Gemeinden auch weiterhin qualitativ gutes Leitungswasser zu einem für alle bezahlbaren Preis liefern. „Das Schweizer Trinkwasser braucht den qualitativen Vergleich mit den abgefüllten Mineralwassern nicht zu scheuen“, weiss Georges Darbellay, Westschweizer Koordinator der Alpen-Initiative. „Zudem ist der Konsum von Hahnenwasser aus Sicht der Wirtschaftlichkeit, der Umwelt und der sozialen Gerechtigkeit bedeutend vernünftiger.“ Mit im Handel erhältlichen Sprudelgeräten kann dieses Wasser bequem und kostengünstig mit Kohlensäure angereichert werden. Wer dennoch nicht auf mineralisiertes Wasser verzichten will, sollte wenigstens eine Quelle wählen, welche möglichst nahe liegt.

Die Flaschenwasserindustrie zählt zu den am schnellsten wachsenden und am wenigsten regulierten Branchen der Welt. Dieser Trend macht auch vor den Entwicklungsländern nicht halt. Dadurch erhält jedoch gerade die ärmste Bevölkerung kein besseres Wasser. Marianne Hochuli, Verwantwortliche für den Programmbereich Handelspolitik bei der Erklärung von Bern dazu: „Durch den Verkauf von Flaschenwasser besteht die Gefahr, dass die Regierungen noch weniger bereit sind, in die lokale Wasserversorgung zu investieren.“ Diese Entwicklung hat aber noch eine weitere fatale Auswirkung: Nestlé und andere Multis im Wassermarkt bemühen sich, weltweit die Quellrechte zu erwerben. Damit wird eines der wertvollsten Gemeinschaftsgüter der Öffentlichkeit entzogen und zu einer privaten Ware.

 

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