Die Gefahrguttransporte über den Simplon sind eine tickende Zeitbombe für Anwohnerinnen und Anwohner sowie für die Umwelt. Die Alpen-Initiative fordert ein Verbot für den Transport von gefährlichen Gütern über den Simplonpass. Zudem soll der Bundesrat unverzüglich die versprochene Risikoanalyse durchführen. Mit einer Protestaktion auf der Passhöhe hat die Alpen-Initiative ihren Forderungen Nachdruck verliehen.
«Stop Toxique / Stopp Gefahrgut!» Ein riesiges Verbotsschild mit diesem Aufruf haben Aktivistinnen und Aktivisten der Alpen-Initiative auf dem Simplon mit biologisch abbaubarer Lebensmittelfarbe in den Schnee gezeichnet. Transporte mit gefährlichen Gütern haben in den letzten Jahren stark zugenommen: Waren es im Jahr 2000 noch ein paar Hundert, sind es heute über 10’000. Die meisten davon gehen aufs Konto der chemischen Industrie im Wallis und in der Region Genfersee.
Der Simplon ist der einzige Alpenübergang in der Schweiz, bei dem auf der Strasse giftige Güter transportiert werden dürfen. «Gefährliche Güter müssen mit der Bahn transportiert werden», sagt Brigitte Wolf, Walliser Vorstandsmitglied der Alpen-Initiative. Der Unfall des Aceton-Lastwagens von 2015 hat gezeigt, welchen Gefahren die Bevölkerung ausgesetzt ist. «Solange am Simplon Gefahrgüter auf 2000 Meter über Meer hinauf und wieder hinunter gekarrt werden, bleibt die Gefahr schlimmer Unfälle bestehen. Der Bundesrat darf nicht weiter untätig zusehen», sagt Brigitte Wolf.
Der Bundesrat sitzt die Situation seit Jahren aus. Unter dem Deckmantel der Sicherheit wurde die Passstrasse am Simplon ausgebaut. Dank steigendem Druck des Parlaments hat sich der Bundesrat nun endlich bereit erklärt, ein Verbot von Gefahrguttransporten zu prüfen. Das hat er im Verlagerungsbericht 2017 versprochen. Zuvor möchte er noch eine Risikoanalyse durchführen lassen und hofft passiv auf freiwillige Massnahmen von Industrieunternehmen.
Ein Verlad der Gefahrguttransporte auf der Schiene wäre problemlos zu organisieren. Umschlagsanlagen in Visp und Monthey wie auch auf italienscher Seite sind vorhanden, schreibt der Bundesrat im Verlagerungsbericht.
Für die Alpen-Initiative ist das behördliche Zuwarten unverantwortlich. Mathias Reynard, Vorstandsmitglied Alpen-Initiative und Walliser Nationalrat: «Der Bundesrat muss unverzüglich die versprochene Risikoanalyse durchführen und darf uns nicht weiter hinhalten.» Er hat genug von der Pflästerli-Politik: «Statt Millionen in halbwegs taugliche Notmassnahmen zu investieren, soll er endlich das Problem an der Wurzel packen und ein Verbot für Gefahrguttransporte erlassen.»