Die Urner Bevölkerung hat den in verschiedenen Volksabstimmungen immer wieder bezeugten Willen zum Alpenschutz bestätigt und erneut eine zweite Röhre am Gotthard abgelehnt. Die Sanierung des Gotthardstrassentunnels ist eine grosse Chance, der verfassungsrechtlich vorgeschriebenen Verlagerung zum Durchbruch zu verhelfen – ohne zweite Röhre
Gemäss Alpen-Initiative, SP und VCS Graubünden machen sich die Regierung und der Grosse Rat zu Recht Gedanken darüber, welche Auswirkungen die in ungefähr zehn Jahren fällig Totalsanierung des Gotthard-Strassentunnels auf die San Bernardino-Achse haben könnte. Sie laden die Bündner Regierung ein, sich beim Bund gemeinsam mit den andern betroffenen Kantonen für ein Sanierungskonzept für den Gotthardstrassentunnel einzusetzen, das
ohne grössere Verkehrsumleitung über den San Bernardino auskommt,
wirtschaftliche Nachteile für die betroffenen Regionen vermeidet und
die von der Bundesverfassung geforderte Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene fördert.
Genug der Röhren – den Verkehr verlagern!
Zur Zeit ist wieder einmal die zweite Strassenröhre am Gotthard in Diskussion, welche Verfassung und Gesetz widerspreche, fasst Nationalrat Andrea Hämmerle zusammen. Es gebe nach wie vor Politiker, die nicht einsehen wollen, dass das Volk diese Röhre nicht will, meint der Kenner der schweizerischen Verkehrspoltik. Die vereinigte Strassen-Lobby hoffe auf einen Meinungsumschwung im Volk. Hämmerle warnt: “Sie alle haben sich einmal mehr getäuscht. Wie im Kanton Uri, werden sie sich auch im Tessin und erst recht in der Schweiz täuschen.” Der SP-Nationalrat, sieht die Sanierung des Gotthardstrassentunnels als eine grosse Chance, der verfassungsrechtlich vorgeschriebenen Verlagerung zum Durchbruch zu verhelfen. Daran haben die betroffenen Alpenkantone das allergrösste Interesse. “Es wäre klug, wenn sich unsere Kantonsregierungen darauf konzentrieren würden, statt von neuen Röhren und breiteren Strassen zu träumen”, sagt Hämmerle.
Autoverlad im alten Scheiteltunnel – Lastwagenverlad im neuen Basistunnel
Die Alpen-Initiative präsentiert ein Konzept zur Sanierung des Gotthard-Strassentunnels. Voraussetzung dafür ist die Inbetriebnahme des Gotthard-Basistunnels. Ab 2017 stehen zwischen Erstfeld und Biasca vier Geleise zur Verfügung. Die vorerst ungenutzten Kapazitäten können für den Bahnverlad von Autos und Lastwagen verwendet werden. Zu diesem Schluss ist auch der Bundesrat in seinem Bericht gekommen. Der Geschäftsführer der Alpen-Initiative, Alf Arnold, erklärt wie: “Die Kapazitäten des alten Eisenbahntunnels reichen aus, um im alten Scheiteltunnel Göschenen-Airolo, wo schon vor der Eröffnung des Strassentunnels ein Autoverlad bestand, alle Personenwagen aufzunehmen, die heute im verkehrsschwachen Winterhalbjahr durch den Strassentunnel verkehren.” Der Basistunnel hat im Unterschied zum alten Tunnel einen so grossen Querschnitt, dass auch 4 Meter hohe Lastwagen verladen werden können. “Mit 3 Zügen pro Stunde und Richtung können bei einer 100%-Auslastung 720‘000 Lastwagen pro Jahr transportiert werden”, sagt Arnold. Praktisch ergibt das eine staufreie Kapazität von ca. 500‘000 Fahrzeugen. Diese Zahl entspricht der Grössenordnung, die gemäss Güterverkehrsverlagerungsgesetz (GVVG) zwei Jahre nach Inbetriebnahme des Gotthardbasistunnels noch auf der A2 verkehren darf – die Hälfte der heutigen Menge.
Zeit für Bündner Realpolitik!
„Niemand will, dass die A13 während der Gotthardsanierung den Umwegverkehr und insbesondere den Umwegschwerverkehr übernehmen muss“, sagt Jon Pult, Präsident der SP Graubünden. Dafür sei die San Bernardino-Route weder technisch geeignet, noch ist eine solche Lastwagenlawine unseren Talschaften zuzumuten. Und ein Kapazitätsausbau des San Bernardino ist schlicht verfassungswidrig. Weiter meint der SP-Grossrat, damit das Interesse Graubündens wahrgenommen werden kann, brauche es jetzt einen Politik- und Strategiewechsel der Regierung und des Grossen Rates. Gerade nach dem Urner Volksentscheid kann sich die Bündner Regierung nicht mehr hinter dem Argument verstecken, man unterstütze eine zweite Röhre am Gotthard, weil man mit den Kantonen Uri und Tessin solidarisch sein wolle. Pult bringt es auf den Punkt: „Wer jetzt mit Uri solidarisch sein will, ist nämlich gegen eine zweite Röhre!“
Auskünfte:
Stefan Grass, Präsident VCS Graubünden: 081 250 67 22
Andrea Hämmerle, SP-Nationalrat: 079 598 06 86
Alf Arnold: Geschäftsführer Alpen-Initiative: 079 711 57 13
Jon Pult, Grossrat und Präsident SP Graubünden: 076 508 16 33
Medienmitteilung (PDF)