Heute wurde die eidgenössische Statistik zu den Schwerverkehrs-Kontrollen veröffentlicht. Die Zahlen lassen aufhorchen: Jeder dritte in einem Kontrollzentrum untersuchte Lastwagen war mangelhaft unterwegs. Die meisten Verstösse betrafen die Betriebssicherheit. Damit das Dumping auf Kosten der Verkehrssicherheit ein Ende hat, müssen die vom Bund versprochenen Kontrollzentren nun rasch gebaut und mit genügend Ressourcen ausgestattet werden.
Auch wenn der Schwerverkehr wegen der Corona-Krise zurzeit stark reduziert ist, rechnet der Bund für die kommenden Jahre mit einem weiteren Wachstum. Es ist daher umso wichtiger, dass die Transportunternehmen ihre Mitverantwortung für die Verkehrssicherheit wahrnehmen. Dass hier weiterhin grosser Handlungsbedarf besteht, zeigen die heute publizierten Zahlen des Bundes zu den Schwerverkehrs-Kontrollen 2019. Bei rund einem Drittel der in den Schwerverkehrs-Zentren kontrollierten Lastwagen wurden im abgelaufenen Jahr Verkehrsregelverstösse geahndet. Dies betrifft insbesondere Gewichts- und Dimensionsüberschreitungen, Mängel an der Fahrzeugtechnik sowie Verstösse gegen die Arbeits- und Ruhezeitvorschriften. Im Schwerverkehrs-Zentrum im Kanton Uri mussten beispielsweise 17% der kontrollierten Schwerfahrzeuge aufgrund gravierender Mängel stillgelegt werden. Davon allein 773 wegen defekter Bremsen. In den mobilen Kontrollen blieb rund ein Sechstel der landesweit kontrollierten Lastwagen hängen. «Diese Zahlen sind alarmierend. Sie zeigen aber auch, dass Kontrollen in den Schwerverkehrs-Zentren effizienter sind als mobile Prüfungen. Es ist deshalb höchste Zeit, dass das Kontrollnetz fertig gestellt und den bestehenden Zentren ausreichende Mittel zur Verfügung gestellt wird», sagt Regula Rytz, Nationalrätin und Vorstandsmitglied der Alpen-Initiative.
Fahrlässige Lücken im Kontrollnetz
Im Vergleich zum Güterverkehr auf der Schiene wird der Strassentransport heute nur minimal kontrolliert. Eine Intensivierung der Kontrollen ist dringend angezeigt. Die Alpen-Initiative fordert vom Bund insbesondere eine baldige Inbetriebnahme der Kontrollzentren in der Leventina sowie am Simplon. Wie stark die fehlende Kontrollinfrastruktur auf der Alpensüdseite ins Gewicht fällt, zeigt die Kontrollstatistik. Während auf der A2 nördlich des Gotthards im Kanton Uri über 17’000 Lastwagen geprüft wurden, waren es im Tessin gerade einmal knapp 5’000. Aber auch ausserhalb der Transittäler besteht Handlungsbedarf. Von den 13 Zentren, die der Bund 2003 in Aussicht gestellt hat, sind heute erst 7 in Betrieb. «Angesichts der neusten Zahlen ist es fahrlässig, die Lücken im Kontrollnetz nicht bald zu schliessen», hält Regula Rytz fest. «Die Kontrollen in den Schwerverkehrs-Zentren sind entscheidend für mehr Sicherheit auf den Strassen und für die konsequente Verlagerung der Güter auf die Schiene!», betont Rytz weiter. Schwerverkehrs-Kontrollen verhindern Dumping auf Kosten der Verkehrssicherheit und sorgen damit auch dafür, dass die Güterbahn mit der Strasse konkurrenzfähig ist.
Fehlende Verbesserungsvorschläge
Dass es überhaupt eine schweizweite Statistik zu den Schwerverkehrs-Kontrollen gibt, ist auch der Alpen-Initiative zu verdanken: Bereits 2017 hatte die Alpen-Initiative die damalige Verkehrsministerin Doris Leuthard in einem Aufruf mit über 10’000 Unterschriften aufgefordert, eine gesamtschweizerische Statistik zu den Schwerverkehrs-Kontrollen zu publizieren. Der Walliser Nationalrat Mathias Reynard, der ebenfalls dem Vorstand der Alpen-Initiative angehört, verlieh der Forderung mit einer Motion in der grossen Kammer Nachdruck. Dieses Jahr wurde erstmals auch die geforderte Aufschlüsselung der Daten nach Kanton publiziert. Dies ermöglicht Rückschlüsse auf Art, Intensität und Qualität der Kontrollen in den unterschiedlichen Kantonen. Der Bund erfüllt die Forderungen der eingereichten Motion jedoch nur teilweise. «Es fehlen Vorschläge zur Verbesserung der Schwerverkehrs-Kontrollen. Dieser zentrale Punkt muss das nächste Mal unbedingt berücksichtigt werden», sagt Regula Rytz. Ausserdem sollten 2021 auch die Schwerverkehrs-Kontrollen der eidgenössischen Zollverwaltung in den Bericht einfliessen. Denn durch eine öffentliche Auswertung der Regelverstösse an der Grenze – 2019 waren es über 36’000 – könnten weitere Erkenntnisse im Einsatz für mehr Verkehrssicherheit gewonnen werden.