18. August 2017

Die Sperrung der Rheintalbahn bei Rastatt in Deutschland hat kurzfristig starke Auswirkungen auf die Schweiz. Für die Alpen-Initiative ist neben der unmittelbaren Bewältigung der Situation wichtig, Image-Schäden zu vermeiden und Lehren aus dem Vorfall zu ziehen. Die Bahnen müssen die richtigen Schlussfolgerungen ziehen

Die Alpen-Initiative fordert, dass sich die betroffenen Parteien zusammensetzen und folgende Massnahmen diskutieren:

  1. Es braucht ein flächendeckendes Tracking im Schienengüterverkehr, damit die Spediteure wissen, wo ihre Container stecken. «Heute weiss ein Terminalbetreiber meist erst, wenn er aus dem Fenster schaut, dass der Zug ankommt.» sagt Jon Pult, Präsident der Alpen-Initiative: «Bei der Digitalisierung hat das System Schiene noch enormes Potential. Der Bund muss Innovationen im Güterverkehr aktiver fördern.» Dank Tracking könnte man viel einfacher Umleitungen organisieren.
  2. Redundante Strecken mit gleichem Ausbaustandard sind enorm wichtig. Es braucht einen zusätzlichen Effort, um auch Umfahrungsstrecken bezüglich Zugslängen, 4-Meter-Eckhöhen und in Deutschland sogar teilweise auch bezüglich Elektrifizierung zu harmonisieren. Jon Pult sagt dazu: «Die Schweiz muss dies im nächsten Ausbauschritt STEP 2030/35 berücksichtigen – insbesondere im Fall Vollausbau des Lötschberg Basistunnels.»
  3. Kein weiterer Abbau von Personal und Lokomotiven: So können Züge zum Beispiel nicht über Frankreich ausweichen, weil das Personal in den Ferien ist. Schon vor dem Zwischenfall in Rastatt mangelte es zur Bewältigung der Vollsperrung in Luino an Personal und Lokomotiven. Auch die Interoperabilität der Lokomotiven ist zentral, um bei Ausweichrouten über das Ausland flexibel zu bleiben.
  4. Die internationale Koordination von Baustellen muss sich deutlich verbessern. Während in der Schweiz die Bautätigkeiten am Simplon und auf der Luino-Strecke aufeinander abgestimmt wurden, haben es die Infrastrukturbetreiber und die Bundesämter offenbar nicht geschafft, sich über die Grenzen hinweg zu organisieren. Dazu Manuel Herrmann, Leiter Alpenschutzpolitik der Alpen-Initiative: «Die Arbeit in den internationalen Gremien muss sich stark verbessern, das hat dieser Sommer gezeigt.»

Das Image der Bahn wird bei solchen Vorkommnissen wie in Rastatt, auch wenn es Ausnahmesituationen sind, einen gewissen Schaden davontragen. Manuel Herrmann: «Probleme sind da, um gelöst zu werden. Wir erhoffen uns, dass Bahn in Zukunft positiver kommuniziert und Herausforderungen demensprechend angeht. Man darf nicht vergessen, dass die jetzige Bautätigkeit, sowohl in Rastatt wie auch in Luino, dem Güterverkehr langfristig nutzt. Wir werden auf der Schiene enorme Kapazitäten haben, die auch genutzt werden sollen.»

Kontakt

  • Jon Pult, Präsident der Alpen-Initiative, 076 508 16 33
  • Manuel Herrmann, Leiter Alpenschutzpolitik der Alpen-Initiative, 078 765 61 16