Fast jeder dritte kontrollierte Lastwagen auf Schweizer Strassen wird beanstandet, jeder zwölfte direkt stillgelegt. Das sagen die neuesten Statistiken zu den Schwerverkehrskontrollen. Offenbar wollen viel zu viele Transporteure Ausgaben zulasten der Verkehrssicherheit und der Umwelt sparen. Noch ernüchternder ist die Zahl bei den Lieferwagen: Fast jedes zweite kontrollierte Fahrzeug dieser rasch wachsenden Transportmittel weist Mängel auf.
Die Statistiken zu den Schwerverkehrskontrollen zeigen auch für das Jahr 2020 ein verheerendes Bild: In den Schwerverkehrs-Kontrollzentren wurden 28’020 Fahrzeugen kontrolliert und davon über 32% respektive 9’199 beanstandet. Über 8% oder 2’372 Fahrzeuge wurden sogar stillgelegt.
Doppelt so viele Fahrzeuge wurden mit insgesamt 57’041 mobil kontrolliert. Über 16% oder 9’524 wurden beanstandet. Fast jedes dreissigste Fahrzeug – total 1’835 – wurde stillgelegt. Besorgniserregend: Da die mobilen Kontrollen weniger detailliert ausfallen, ist mit einer erheblichen Dunkelziffer nicht aufgedeckter Mängel zu rechnen. Der Alpen-Initiative ist es unverständlich, dass sich diese gefährliche Situation nicht bessert. Die Kontrollen zeigen offenbar keine abschreckende Wirkung. Also braucht es bessere Kontrollen, möglichst in Kontrollzentren. Sie sind unabdingbar für mehr Verkehrssicherheit.
Gefahrenherd Wallis
In Genf wurden im Jahr 2020 über die Hälfte der mobil kontrollierten Lastwagen und Sattelschlepper beanstandet. Bei den Lieferwagen hielten von 71 kontrollierten nur 10 die gesetzlichen Vorschriften ein. Ein ähnliches Bild zeichnet der Kanton Graubünden. Im Wallis ist die Lage sogar gemeingefährlich. Im Kanton, wo mit dem Simplon noch besonders riskante Gefahrenguttransporte über eine Passstrasse erlaubt sind, wurden 45% der Lastwagen beanstandet. Nicht auszudenken, was für Folgen nur ein einziger Unfall mit Gefahrengut am Pass für Mensch und Umwelt nach sich ziehen könnte.
Weniger Kontrollen wirken sich ungünstig aus
Auch zu Zeiten des pandemiebedingtem Kontrollrückgangs bleibt der Mängelrügen-Anteil gleich. Dem Lastwagentransport verschafft dies Wettbewerbsvorteile zulasten der Strassensicherheit. In Verbindung mit dem verbreiteten Lohndumping verschafft sich der Lastwagentransport ungehindert längere Spiesse im Wettbewerb mit dem weniger preisgünstigen, aber viel sichereren Schienentransport.
Die Hauptgründe für die Beanstandungen und Stilllegungen sind Missachtungen von Abmessungen und Gewichten, technische Mängel sowie das Nichteinhalten der Arbeits- und Ruhezeiten. Besonders schädlich für Mensch und Natur sind zudem die vielen Manipulationen am Abgassystem, durch die Abgase ungefiltert in die Umwelt gelangen.
Ausbau der Kontrollinfrastruktur ist zwingend
Das Kontrollnetz mit ausreichender Kontrollinfrastruktur auszuweiten, ist dringlich. Lange waren die Kontrollen im Tessin unzureichend: Während im Kanton Uri über 14’000 Lastwagen geprüft wurden, waren es im Tessin knapp 3’000. Erfreulich ist, dass das südliche Kontrollzentrum an der Gotthard-Achse im Tessin 2022 in Betrieb genommen werden kann. Das ist besonders wichtig, weil der Bund in Zukunft auch auf der Strasse mit einem starken Wachstum des Güterverkehrs rechnet. Ebenfalls positiv bewertet die Alpen-Initiative, dass eine langjährige Forderung unsererseits endlich erfüllt ist. Der Bericht über die Schwerverkehrskontrollen 2020 umfasst erstmals auch die Kontrollen der Zoll-Behörden.
Die Alpen-Initiative drängt mit Nachdruck darauf, dass jeder Kanton eine Leistungsvereinbarung mit dem Bund abschliesst. Diese soll dafür sorgen, dass die Kontrollen einerseits intensiviert werden. Andererseits sollen mehr personelle Ressourcen, Know-how sowie Equipment zur Verfügung stehen. Dem Umfahren der bekannten Schwerverkehrskontrollzentren ist damit ein Riegel vorgeschoben. Künftig muss jeder zehnte alpenquerende Lastwagen kontrolliert werden.
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