Normalerweise verhalten sich Pferde politisch neutral. Nicht so Mona, die Haflingermixstute aus dem Wallis. Sie hat am 18. April 2013 über 68’000 Unterschriften bei der Bundeskanzlei in Bern deponiert. Es ist dieselbe Stute, die vor 23 Jahren die Unterschriften für die Volksinitiative «zum Schutz des Alpengebietes vor dem Transitverkehr» nach Bern brachte.
Archiv Alpen-Initiative
Mit einem Transparent der Alpen-Initiative geschmückt und mit schweren Schachteln auf dem Rücken marschierte Mona stolz über den Bundeshausplatz – in Begleitung eines zweiten Pferdes, zweier Tessiner Musikanten sowie zahlreicher Freundinnen und Freunde der Alpen-Initiative. Monas Botschaft: «23 Jahre sind seit meinem ersten Auftritt hier in Bern vergangen und die Alpen-Initiative ist immer noch nicht umgesetzt! Heute bringe ich noch einmal 68’000 Unterschriften von Leuten, welche keine zweite Röhre am Gotthard, sondern den Gütertransitverkehr auf die Schiene verlangern wollen!»
Mona und Lisa aus den Bergen
Mona wurde im April 1983 im Walliser Bergdorf Ried-Mörel geboren. Einen Monat später kam ihre Halbschwester Lisa zur Welt. Mona und Lisa waren der stolze Besitz der jungen Bio-Bergbauerngenossenschaft Terpetsch. Als sich diese später auflöste, gingen die beiden Stuten in den Besitz der Familie Berchtold über.
Im Mai 1990 trugen Mona und Lisa über 100’000 Unterschriften für die Alpen-Initiative nach Bern. Das sorgte für viel Aufsehen und gute Stimmung. Während des Abstimmungskampfs vier Jahre später nahm Mona auch an der grossen Wanderung zum geografischen Mittelpunkt der Schweiz teil, bei welcher Aktivistinnen und Aktivisten der Alpen-Initiative Flugblätter verteilten. Auf dem Trekking mit dabei war die damals 11-jährige Norma Berchtold, die gleich alt ist wie Mona. «Meine beiden Schwestern und ich wuchsen in enger Verbundenheit zu Mona auf und lernten auf ihrem Rücken schon früh das Reiten», erzählt sie. Die Reise zum Mittelpunkt der Schweiz zusammen mit «ihrer» Mona war ein prägendes Erlebnis.
Gutmütige Leitstute
Während Lisa mit 10 Jahren für den Einsatz als Therapiepferd verkauft wurde, blieb Mona bei der Familie Berchtold. Gemeinsam mit acht weiteren Pferden lebt sie in einer Offenstallung auf einem alten Campingplatz in Mörel. Unzählige Kinder und auch Erwachsene durften und dürfen auf ihr das Reiten erlernen. «Sie war stets eine gutmütige Begleiterin, über zwei Jahrzehnte die Leitstute ihrer Herde und sie hat bis heute ein spritziges und eigenwilliges Temperament», schwärmt Norma. «Sie ist ein unglaublich robustes Pferdchen. Noch im Alter von 29 Jahren, im letzten Sommer, trug sie mich voller Energie über den 2563 Meter hoch gelegenen Saflischpass.»
Das letzte Mal?
Am 18. April 2013 war Mona ein weiteres Mal Botschafterin für die Alpen-Initiative. Ihr lebhaftes Temperament war gut zu spüren. Inzwischen ist Mona ins Wallis zurückgekehrt. Und insgeheim hofft sie, dass die Alpen-Initiative jetzt endlich umgesetzt wird und sie nicht noch einmal Unterschriften nach Bern bringen muss.