17 Tessiner Organisationen, zusammengeschlossen in der Koalition Süd-Nord «Per un collegamento sud-nord sostenibile e scorrevole» sowie die Tessiner SP und die Tessiner Grünen bekräftigen ihren Widerstand gegen eine zweite Strassenröhre am Gotthard. Die Medienmitteilung im Wortlaut:
Eine zweite Röhre ist verfassungswidrig. Der Trick mit den zwei Röhren, die nur halb genutzt werden, ist leicht zu durchschauen. Die Verdoppelung der Tunnels widerspricht der Verfassung und den demokratischen Traditionen unseres Landes. Es ist klar, dass niemand einen teuren Tunnel baut, um ihn dann nur halb zu nutzen. Die Tessiner Bevölkerung hat schon zwei Mal an der Urne eine zweite Röhre abgelehnt: 1994, als das Tessin der Alpen-Initiative mit 63,8 Prozent zustimmte, und 2004 mit der Ablehnung des Gegenvorschlags zur Avanti-Initiative (55,7 Prozent). Wer also heute eine zweite Röhre fordert, vertritt nur die eigenen Interessen und nicht wirklich jene des Kantons.
Eine zweite Röhre dient ausschliesslich den Interessen der Wirtschaft, die auf Aufträge beim Bau hofft. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass die Arbeit gut und gerne auch zwischen ausländischen Firmen aufgeteilt werden kann, wie das bei AlpTransit auch der Fall war. Eine Studie des Bundes hat aufgezeigt, dass das Tessin stärker von einer Sanierung des bestehenden Strassentunnels ohne zweite Röhre profitieren würde als von einem Neubau.
Wenn man den Anliegen und Interessen der Tessiner Bevölkerung entgegenkommen will, so muss man in die Verlagerung des Güterverkehrs von der Strasse auf die Schiene, die Gesundheit der Menschen und den Schutz der Alpen investieren. Eine zweite Röhre vergrössert früher oder später die Strassenkapazität am Gotthard und wird zusätzliche Lastwagen anziehen, welche die Alpen durchqueren. Die Qualität der Luft würde sich weiter verschlechtern und das wirkt sich direkt negativ auf die Gesundheit der Bevölkerung aus. Zudem würde die Verlagerungspolitik, die vom Schweizer Volk immer wieder unterstützt worden ist, sabotiert. Wenn aber weniger Lastwagen unterwegs wären, so würde sich die Sicherheit auf der ganzen Achse markant erhöhen.
Das Tessin wird auch während der Sanierung des Tunnels auf der Strasse immer erreichbar sein. Für die Autos kann ein Verlad zwischen Göschenen und Airolo eingerichtet werden. Die Lastwagen können ebenfalls auf den Zug verladen werden, der neue Basistunnel am Gotthard wird dannzumal in Betrieb sein. Der Bundesrat selber hat in Studien gezeigt, dass dies machbar ist; idealerweise werden die Sanierungsarbeiten im Winter vorgenommen. 2016 wird das Tessin zudem dank des Gotthard-Basistunnels um eine Stunde rascher zu erreichen sein. Schon ab 2014 wird die neue Bahnverbindung Mendrisio-Varese die Reise von der und in die Westschweiz um eine Stunde verkürzen.
Mehr Informationen: www.sud-nord.ch (nur Italienisch)
Kontakt
Marina Carobbio, Ärztin und Tessiner Nationalrätin, 079 214 61 78
Paolo Peduzzi, Kinderarzt, Mitglied der CVP Tessin, 079 337 32 57
Carlo Lepori, Kantonsrat SP, Mitglied der Alpen-Initiative, 079 372 35 95
Augusto Gallino, Arzt, Mitglied der Umweltgruppe der FDP, 091 811 91 07
Sergio Savoia, Kantonsrat Grüne, 079 621 63 39