Im Auftrag der Alpen-Initiative wurde im Januar 2017 eine telefonische Umfrage (CATI) in der Schweizer Wohnbevölkerung zum Thema Verlagerung der Transitgüter von der Strasse auf die Schiene durchgeführt. Mittels dreier Fragen wurde die Meinung der Bevölkerung zu diesem Thema erhoben.
Ergebnisse
1. Mehrheit für Festhalten am bestehenden Verlagerungsziel
1994 hatte das Schweizer Volk der Alpen-Initiative zugestimmt und entschieden, dass der Güterverkehr von der Strasse auf die Schiene verlagert werden muss. Das Gesetz dazu schreibt vor, dass ab 2018 noch maximal 650’000 Lastwagen pro Jahr die Schweizer Alpen überqueren dürfen. In diesem Zusammenhang wurden die befragten Personen gefragt, ob ihrer Meinung nach an diesem Verlagerungsziel festgehalten werden sollte, ob das Ziel nach oben oder unten angepasst oder sogar ganz fallen gelassen werden sollte.
Betrachtet man die Schweizer Bevölkerung als Ganzes, zeigt sich, dass 70% der Befragten der Meinung sind, dass am bestehenden gesetzlich verankerten Ziel festgehalten werden sollte. Eine Minderheit von 10% ist der Meinung, dass die Anzahl der Fahrten weiter reduziert werden sollte, als es das Gesetz vorsieht. Dagegen sprechen sich 6% für eine Erhöhung der Anzahl Fahrten über den gesetzlichen Grenzwert hinaus aus und weitere 7% äusserten die Ansicht, dass komplett auf eine Zielvorgabe verzichtet werden sollte. 7% wussten schliesslich keine Antwort auf diese Frage.
Interessant ist bei dieser Frage auch ein Vergleich zwischen den zwei Landesteilen. Es zeigt sich, dass eine weitere Reduktion der Transitfahrten in der Westschweiz eine Zustimmungsrate von 19% erreicht. Gleichzeitig liegt dieser Wert in der Deutschschweiz mit 7% signifikant tiefer.
Betrachtet man die Ergebnisse aus den zwei direkt betroffenen Kantonen zeigt sich, dass im Tessin 65% mit der bestehenden Zielvorgabe einverstanden sind und knapp ein Viertel der Befragten eine weitergehende Reduktion der Transitfahrten befürworten würde. Im Kanton Uri ist eine klare Mehrheit von 83% der Befragten der Meinung, dass am bestehenden Ziel festgehalten werden sollte, 8% würden eine stärkere Reduktion bevorzugen. Entsprechend sind in beiden Gotthard-Anrainer-Kantonen gegenüber der gesamten Schweiz die Anteile der Personen höher, die eine Beibehaltung respektive Verschärfung des Verlagerungsziels befürworten.
2. Hohe Akzeptanz weitere Massnahmen zur Senkung des Transitverkehrs
Da auch nach erfolgter Inbetriebnahme der NEAT nicht sicher ist, ob das Verlagerungsziel auf freiwilliger Basis erreicht werden kann, könnten allenfalls weitere Massnahmen wie z.B. eine Lastwagenabgabe am Gotthard ergriffen werden, um die Anzahl Transitfahrten auf der Strasse zu verringern. Insgesamt sprach sich eine Mehrheit von 68% der Schweizer Bevölkerung dafür aus, weitere Massnahmen zu ergreifen, sollte die Verlagerung von der Strasse auf die Schiene trotz NEAT nicht automatisch/freiwillig erfolgen. 26% äusserten sich gegen solche zusätzlichen Massnahmen, 6% konnten diese Frage nicht beantworten. Bezüglich zusätzlicher Massnahmen sind sich die Deutschschweizer nahezu deckungsgleich einig mit den Westschweizern.
Eine vergleichsweise noch höhere Akzeptanz für weitere Massnahmen zeigt sich in den zwei direkt betroffenen Kantonen. Im Kanton Uri wären 71% der Befragten für weitere Massnahmen, im Tessin sogar 82%.
3. Hohe Zustimmung für CO2-Grenzwerte für Lastwagen
Für Lastwagen gibt es in der Schweiz bis jetzt keine vorgeschriebenen Grenzwerte bezüglich des CO2-Ausstosses. Aus Sicht der Schweizer Bevölkerung wären solche Grenzwerte aber wünschenswert. 80% der Bevölkerung sind der Meinung, dass auch für Lastwagen verbindliche CO2-Grenzwerte eingeführt werden sollten. Insbesondere in der Westschweiz würde ein solcher Grenzwert auf sehr grosse Zustimmung (85%) stossen.
Auch in Uri und dem Tessin zeigen sich vergleichbare Ergebnisse. Im Kanton Tessin wären sogar 90% für verbindliche CO2-Grenzwerte für Lastwagen, im Kanton Uri 79%. Die Zustimmung zu solchen Grenzwerten ist bei Frauen (89%) im Kanton Uri signifikant grösser als bei Männern (69%).
Fazit
Die Umfrage hat gezeigt, dass eine klare Mehrheit der Schweizer Bevölkerung am gesetzlich festgeschriebenen Verlagerungsziel festhalten möchte. Diese Zustimmung ist in den zwei direkt betroffenen Kantonen Uri und Tessin ebenfalls gross, wobei insbesondere im Tessin knapp ein Viertel der Befragten sogar für eine weitergehende Reduktion der Fahrten wäre.
Die Bevölkerung zeigt sich auch offen gegenüber weiteren Massnahmen zur Erreichung des Reduktionszieles, sollte dieses nicht mit den bestehenden Massnahmen erreicht werden. Mehrheiten für solche zusätzlichen Massnahmen finden sich in allen Landesteilen und insbesondere auch in den zwei Gotthard-Anrainerkantonen Uri und Tessin.
Ebenso sprechen sich in allen Regionen klare Mehrheiten für die Einführung eines verbindlichen CO2-Grenzwertes für Lastwagen aus.
Zur Studie
Im Auftrag der Alpen-Initiative wurde im Januar 2017 eine telefonische Umfrage (CATI) in der Schweizer Wohnbevölkerung zum Thema Verlagerung der Transitgüter von der Strasse auf die Schiene durchgeführt. Mittels dreier Fragen wurde die Meinung der Bevölkerung zu diesem Thema erhoben. Befragt wurden Personen im Alter ab 15 Jahren in der Deutsch- und Westschweiz, basierend auf kombinierten Alters-/Geschlechtsquoten. Da insbesondere die Kantone Uri und Tessin sehr stark von der Transitgüterverlagerung von der Strasse auf die Schiene betroffen sind, ist auch die Meinung der Wohnbevölkerung dieser zwei Kantone von besonderem Interesse. Deshalb wurden in diesen zwei Kantonen zusätzliche Interviews durchgeführt.
Im Zeitraum vom 16. bis 25. Januar 2017 wurden insgesamt 1‘409 telefonische Interviews realisiert. Davon entfallen 1‘009 (1) Interviews auf die repräsentative Befragung der Schweizer Wohnbevölkerung. Die restlichen 400 Interviews wurden je zu gleichen Teilen in den Kantonen Uri und Tessin (je 200 Interviews) durchgeführt. Für die Auswertung wurden die Ergebnisse moderat gewichtet, um der tatsächlichen Struktur der jeweiligen Grundgesamtheit zu entsprechen (Kriterien: Alter und Geschlecht). Dabei wurden die schweizweiten Ergebnisse und die Ergebnisse je Kanton separat gewichtet, um auch für die zwei Kantone repräsentative Ergebnisse gemäss der tatsächlichen demographischen Bevölkerungsverteilung zu erhalten. Diese Ergebnisse wurden in Form von Kreuztabellen aufbereitet und zusammengefasst und dienen als Grundlage für dieses Management Summary.
(1) Bei einer Stichprobengrösse von n = 1‘009 (Deutsch- und Westschweiz) liegt das Vertrauensintervall bei max. +/- 3.1% bei 95% Sicherheit, bei der Stichprobengrösse von je n = 200 (Kantone Uri und Tessin) bei max. +/- 6.9% bei 95% Sicherheit.