Der Geschäftsführer der Alpen-Initiative, Alf Arnold, treibt die Diskussion zur Alpentransitbörse seit 2001 systematisch voran.
Eine Idee für ganz Europa
„Seit 2001 haben wir die Alpentransitbörse in Österreich, Italien, Frankreich, Deutschland, Slowenien und auch in Brüssel vorgestellt. Das Echo war meist sehr positiv. Der alpenquerende Güterverkehr ist ein europaweites Problem. Somit stossen innovative Instrumente auf viel Interesse. Auch kritische Stimmen waren nützlich, um unsere Argumentation zu verfeinern.
Als Vorsitzender des EU Verkehrsministerrats 2006 bezeichnete der österreichische Verkehrsminister die ATB als „hervorragende Idee“. Nun figuriert die ATB im Koalitionsvertrag 2007 der neuen Regierung in Wien und wird somit internationaler Teil der offiziellen Politik. Wer weiss, vielleicht führt Österreich die ATB noch vor uns ein?
Auch die EU erwähnt die ATB im revidierten EU-Verkehrsweissbuch wohlwollend und will die Idee prüfen. Damit dies nicht leere Worte bleiben, reisen wir weiter zu Fachleuten und Behörden in ganz Europa.
Wir sind daran, ein länderübergreifendes Netzwerk von interessierten politischen Kräften, Fachleuten und Firmen aufzubauen, das auch demokratischen Druck ausübt: Damit die Alpen dank der ATB endlich vom Schwerverkehr entlastet werden!“
Alf Arnold, wie entstand die Idee der Alpentransitbörse?
Nach der Brandkatastrophe im Gotthard präsentierten wir im November 2001 in Zürich ein internationales Manifest. Dabei forderte unser Präsident Fabio Pedrina eine Dosierung des Lkw-Transits nach Sicherheits- und Gesundheitskriterien und entwickelte erstmals die Idee, „dass die so eingeschränkten Transitfahrten über eine Alpentransitbörse versteigert werden“. Im Februar 2002 stellten wir die ATB dann ausführlich vor.
Weshalb fordert die Alpen-Initiative nicht bloss politisch, die Verkehrsverlagerung sei zu vollziehen?
Wir stellten fest, dass der Bundesrat sich auf NEAT, Bahnliberalisierung, Subventionen und Lkw-Kontrollen beschränken wollte. Uns war klar, dass dies nicht genügt. Die Subventionen für den Eisenbahngüterverkehrs sind längerfristig auch gefährdet. Deshalb haben wir mit der ATB ein effizienteres Instrument vorgeschlagen.
Wie wirbt die Alpen-Initiative in der Schweiz für diese Idee?
Wir diskutieren sie mit Behörden und Ämtern in Bund und Kantonen, mit Bahnen und Verbänden. Auch um für Teilprobleme wie z.B. den Kurzstreckenverkehr über die Alpen für alle akzeptable Lösungen zu finden. Mit einem Postulat – obwohl vom Bundesrat abgelehnt und vom Parlament nie diskutiert! – hat unser Präsident bewirkt, dass das UVEK die Idee genauer prüfen liess.
Die UVEK- Studie bestätigt die ATB als realisierbar und wirksam. Was ist damit gewonnen?
Die Studie hat den Durchbruch bewirkt: Der Bundesrat will die ATB jetzt selber als Verlagerungsinstrument ins Gesetz aufnehmen und lässt sie zusammen mit den andern Alpenländern auf eine internationale Anwendung prüfen. Für uns ist auch wichtig, dass aus drei Varianten die von uns favorisierte („cap-and-trade“) praxistauglich weiterentwickelt wird.
Inwieweit bringt der „Watt d’Or“ Alpenschutz und Verkehrsverlagerung voran?
Leider gibt’s kein Preisgeld. Aber wir hoffen, dass er unsere Lobbyarbeit beflügelt. Zudem hat die ATB nun ein offizielles Gütesiegel einer Bundesstelle und kann nicht mehr als grüne Spinnerei abgetan werden.