24. April 2012

Zum internationalen „Tag gegen Lärm“ präsentiert die Alpen-Initiative eine Studie über die Lärmsituation in den Alpentälern. Sie zeigt, dass die Lärmbelastung stark sinken würde, wenn weniger oder gar keine Lastwagen mehr durch die Leventina und das Reusstal fahren würden. Diesem Ziel kommt man durch die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene und die Einrichtung eines Lastwagenverlads während der Sanierung des Gotthard-Strassentunnels näher.

Ein Tal wirkt wie ein Amphitheater. Der Lärm von Lastwagen, Motorrädern und Autos ist weit oben an den Hängen genauso deutlich hörbar wie ganz nahe an einer Autobahn. So misst man den gleichen Lärmpegel, wie er in flachem Gelände 280 Meter neben einer Strasse festgestellt wird, in Alpentälern in einer Distanz von 1 bis 1,5 Kilometern. Zudem wirken Lärmschutzwände in engen Alpentälern nur sehr bedingt. Bei gleicher Geschwindigkeit verursacht ein Lastwagen so viel Lärm wie 10 Autos. Hinzu kommt, dass Lastwagenmotoren auf ansteigenden Strecken mehr Lärm verursachen als in der Ebene.

Die Studie, verfasst vom Ingenieurbüro Müller-BBM Schweiz AG, zeigt klar, dass bei einem Verlad der Lastwagen auf die Bahn zwischen Biasca und Erstfeld der Lärmpegel zwischen 6 und 22 Uhr um rund 4 dB reduziert würde. „Eine Entlastung in dieser Grössenordnung wäre deutlich wahrnehmbar“, heisst es in der Studie. Die empfundene Reduktion der Lautstärke betrüge nahe der Autobahn 20 Prozent, in grösseren Entfernung sogar 30 Prozent. Zwischen 5 und 6 Uhr, wenn die Lastwagen nach dem Verbot in der Nacht wieder fahren dürfen, würde die Entlastung sogar 7.5 dB betragen. Die empfundene Laut-stärke würde in Autobahnnähe um 35, in grösserer Entfernung um bis zu 50 Prozent abnehmen.

Lärm kann Herz-Kreislauf-Krankheiten, Konzentrationsschwierigkeiten bei Kindern oder Schlafstörungen verursachen. Ein Bericht der Weltgesundheitsorganisation WHO hat 2011 nachgewiesen, dass der Lärm nach der Luftverschmutzung die zweitwichtigste Ursache für gesundheitliche Beeinträchtigungen ist. Das Bundesamt für Umwelt hat die Ergebnisse auf die Schweiz übertragen. Es kam zum Schluss, dass in der Schweiz 1,3 Millionen Menschen von übermässigem Verkehrslärm betroffen sind. Für die Alpen-Initiative ist es deshalb dringend nötig, dass der internationale Gütertransitverkehr von der Strasse auf die Schiene verlagert wird. Dank des Gotthard-Basistunnels wird dies ab 2016 in grossem Umfang möglich sein. Ein Lastwagenverlad zwischen Erstfeld und Biasca könnte zudem die Bevölkerung im Urner Reusstal und der Leventina markant vom Schwerverkehrslärm entlasten. Ein zweiter Strassentunnel am Gotthard hingegen würde nur mehr Verkehr und zusätzlichen Lärm verursachen.

> Studie zum download

Kontakt:
→ Elena Strozzi, Projektverantwortliche Alpen-Initiative, 079 555 33 79
→ Carlo Lepori, Vorstand Alpen-Initiative, 079 372 35 95
→ Fabio Pedrina, Präsident Alpen-Initiative, 079 249 29 42
→ Paolo Peduzzi, Kinderarzt, Vorstand Alpen-Initiative, 079 337 32 57
→ Sergio Mariotta, Koordinator Leventina vivibile, 079 579 90 26