Ein Basler Schüler ging in seiner Maturaarbeit der Frage nach, wie sich Lastwagentransporte auf die Alpen auswirken und was die Alpen-Initiative damit zu tun hat. Wie kommt das? Jonas Schäublin* erklärt es im Folgenden gleich selber.
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Der internationale Lastwagenverkehr ist für unser Land im Zentrum Europas von grosser Bedeutung. Zum ersten Mal kam ich mit diesem Thema in Kontakt, als ich im Geografieunterricht einen Vortrag über die Alpen-Initiative hielt. Richtig bewusst wurde mir die Tragweite der Problematik, als ich in Ostdeutschland ein Joghurt ass. Es bestand aus ostdeutscher Milch, war aber in Athen hergestellt worden. Ich fragte mich, welche Bedeutung diese Transporte quer durch Europa für den Alpenraum haben und ob der Preis von 50 Cent für das Joghurt die verursachten externen Kosten abdeckt. Ich beschloss, in meiner Maturaarbeit diesen Fragen nachzugehen.
Die Belastung nimmt zu
Die Gütermenge, welche die Schweizer Alpen quert, wird in Zukunft weiter anwachsen und unsere Infrastruktur noch stärker belasten. Im Transitgüterverkehr gehen die Experten von einem Wachstum von bis zu 75% bis ins Jahr 2030 aus. Damit nimmt die Belastung für Mensch und Umwelt weiter zu, auch wenn die externen Kosten pro einzelnes Fahrzeug wahrscheinlich sinken werden, da diese umweltfreundlicher und effizienter werden. Ungewiss ist, ob künftig so genannte Gigaliner – Lastwagen bis zu 60 Tonnen und über 25 Meter lang – zugelassen werden. Wie schon bei der Erhöhung von 28 auf 40 Tonnen würde dies den Strassentransport noch lukrativer machen und hätte zur Folge, dass noch mehr Lastwagen und Güter die Alpen queren würden.
Wie die Umsetzung der Alpen-Initiative in Zukunft aussehen wird, hängt mit der Einführung der Alpentransitbörse zusammen. Diese würde den alpenquerenden Lastwagenverkehr auf die gesetzlich verlangten 650’000 Fahrzeuge pro Jahr senken (2009 waren es rund 1,2 Millionen). Mensch und Umwelt würden direkt davon profitieren. Die LSVA wiederum wird weiterhin ein gutes Instrument zur Kostenwahrheit im Strassenverkehr bleiben. Doch sie allein kann nicht bewirken, dass die Verlagerungsziele erreicht werden. Eine Erhöhung der LSVA wird wahrscheinlich unmittelbar nach der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels erfolgen, da es dann mit Bestimmtheit genügend Kapazitäten für die Verlagerung von der Strasse auf die Schiene geben wird.
Alpentransitbörse ein Muss
Für mich wurde durch die intensive Auseinandersetzung mit der gesamten Problematik klar, dass die Alpentransitbörse eingeführt werden muss. Sie ist das einzige Instrument, welches die Erreichung des Verlagerungsziels in der Form garantiert, wie es von der Alpen-Initiative vorgegeben, vom Volk beschlossen und vom Parlament im Gesetz festgeschrieben worden ist. Bis zur Einführung einer solchen Alpentransitbörse werden aber noch intensive Verhandlungen mit der EU und insbesondere mit unseren Nachbarländern notwendig sein. Aus meiner Sicht ist es höchste Zeit, die alpenquerenden Lastwagentransporte einzuschränken und so die Menschen und die sensible Alpenregion vor noch stärkeren Belastungen zu schützen.
Ermutigender Einsatz
Durch die Auseinandersetzung mit dem ostdeutschen Joghurt wurde mir auch bewusst, wie komplex die Thematik der Gütertransporte durch die Alpen ist und wie viele Faktoren Einfluss auf die Gestaltung der Verkehrspolitik haben. Besonders beeindruckt war ich vom Verein Alpen-Initiative. Was als Aktion einiger Umweltaktivisten begann, präsentiert sich heute als professionell geführter Verein mit grossem Einfluss auf die Schweizer Verkehrspolitik. Es fasziniert und ermutigt mich, wie diese Leute mit Einsatz und Beharrlichkeit ihr Ziel, den Alpenraum zu entlasten, verfolgen und dabei beachtliche Erfolge erzielen. Ein persönliches Engagement und Beharrlichkeit können somit Grosses bewirken.