Die Argumente der Alpen-Initiative haben Claude Hêche überzeugt: Seit 2007 setzt sich der Jurassier aus Courroux für deren Anliegen im Ständerat ein.
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tob. Der Wille des Volks werde vom Parlament nicht genügend respektiert, sagte Claude Hêche in der Debatte zum Verlagerungsgesetz, das auf die Alpen-Initiative zurückgeht. Als der Ständerat im Mai 2009 die Standesinitiativen der Gotthardkantone Tessin und Uri verhandelte, doppelte der Jurassier nach. Er forderte seine Kolleginnen und Kollegen auf, den beiden Initiativen zuzustimmen: «Wir müssen die Regionen ernst nehmen und die legitimen Interessen der Bevölkerung politisch berücksichtigen.» Mit seinen Voten unterstützte Hêche die Forderungen der Alpen-Initiative nach der raschen Verlagerung des Güterverkehrs von der Strasse auf die Schiene und der zügigen Einführung der Alpentransitbörse.
Politiker mit Bodenhaftung
Claude Hêche, 57 Jahre alt und Vater von zwei Kindern, politisiert mit Bodenhaftung. Er interessiert sich für den Alltag der Menschen, für ihre konkreten Probleme, den sozialen Zusammenhalt. Das hatte er bereits in der jurassischen Regierung getan, der er während 12 Jahren angehörte. Es war jene jurassische Regierung, in der Jean-François Roth schillernd die Rolle des Aussenministers ausfüllte und Claude Hêche die Dossiers Gesundheit, Soziales, Polizei und Militär pragmatisch, diskret und effizient bearbeitete. Roth vertrat die CVP, Hêche die SP. Die beiden waren mehr als Regierungskollegen. «Wir sind Freunde», sagt Claude Hêche.
Seit Claude Hêche im Ständerat politisiert, kümmert er sich stark um Verkehrsfragen. Er sitzt in der entsprechenden Kommission, ist im Vorstand des Verkehrsinformationsdienstes Litra und präsidiert seit kurzem auch Ouestrail, eine Vereinigung der Westschweizer Kantone und Bern. Questrail fordert unter anderem ein leistungsfähiges Bahnnetz für die Romandie, Bern und die ganze Schweiz. «Eine gute Erschliessung ist für einen Randkanton wie den Jura überaus wichtig», sagt Hêche. Deshalb habe er auch viel Verständnis für die Anliegen der Kantone Uri und Tessin. «Wenn Regionen so klar ihre Ideen formulieren, wie das die Gotthardkantone in Bezug auf die Verlagerung getan haben, und diese Ideen auch in einem nationalen Kontext Sinn machen, so muss sie der Bund umsetzen.» Im Mai 2009 hat der Ständerat eher überraschend die Standesinitiativen gutgeheissen – auch dank der Stimme von Claude Hêche.
In den Standesinitiativen haben das Tessin und Uri die Forderungen der Alpen-Initiative aufgenommen: die rasche Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene, die Reduktion der alpenquerenden Lastwagenfahrten auf 650’000 bis ins Jahr 2012 und die Einführung der Alpentransitbörse. Bei der Debatte im Ständerat sagte Claude Hêche, die Politik müsse nun ein starkes Signal setzen für die Verlagerung. Dies sei umso wichtiger, als die Verkehrsminister der Alpenländer Anfang Mai erklärt haben, dass sie die Alpentransitbörse als mögliches Instrument zur ökologischen Bewältigung des Warenverkehrs durch die Alpen prüfen wollen.
Er holt sich Rat
Claude Hêche hat eine traditionelle politische Karriere gemacht. Zuerst war er Gemeindepolitiker und Gemeindepräsident in Courroux. In dem Dorf bei Delsberg lebt er seit Geburt. Dann sass er während 12 Jahren im Kantonsparlament, später wurde er Regierungsrat und jetzt politisiert er im Ständerat. Er hat immer auch bei anderen Rat geholt. Es sei ihm wichtig, möglichst viele Argumente zu hören und dann abzuwägen. Er arbeite zudem stark vernetzt und halte nichts von Ideologen, die nur auf sich selber hörten und nur von sich selber reden. «Der verstorbene Solothurner Ständerat Aschi Leuenberger war für mich ein Freund und zudem eine wichtige Bezugsperson in Verkehrsfragen, gleich wie Fabio Pedrina, der Präsident der Alpen-Initiative.»
Gewohnheiten halten sich lange
Er habe gelernt, sagt Claude Hêche, dass es nicht genüge, eine gute Idee zu haben, sondern es brauche auch die guten Argumente. Jene der Alpen-Initiative haben ihn überzeugt. «Als Vertreter eines jungen Kantons weiss ich, dass man politisch für seine Überzeugungen kämpfen muss.» Deshalb verstehe er auch die Menschen im Alpenraum gut, die sich seit Jahren für die Verlagerungspolitik einsetzen. «Die Kraft der Schweiz misst sich daran, wie das Land mit seinen Minderheiten umgeht», sagt Hêche. 1994 – bei der Abstimmung über die Alpen-Initiative – habe er deshalb nicht nur aus verkehrspolitischer Überzeugung Ja gestimmt, sondern auch, weil eine Region für legitime Interessen gekämpft hat.
Als Jurassier seien für ihn Schiene und Strasse wichtig, er persönlich bevorzuge die Schiene. Am Gotthard stellt sich ihm bei der Diskussion um einen zweiten Strassentunnel vor allem die Frage nach der Sicherheit. Er ist damit nicht allein. Warum aber, fragt man sich, setzen sich jene, die nach mehr Sicherheit rufen, nicht für den einfachsten, schnellsten und entscheidenden Schritt in Sachen Sicherheit ein, nämlich die Lastwagen auf dem Zug durch den Gotthard zu schicken? «Da müssten Gewohnheiten geändert werden, und das dauert am längsten», sagt Claude Hêche.